2024-09-07 Blogpost #024 Jassy
Was die segeln?
Endlich wieder Wasser unter dem Kiel- wenn auch nicht auf unserem eigenen Boot. Für eine Woche mieteten wir uns anlässlich des 30. Geburtstags meiner Cousine mit einer lustigen Truppe eine Charteryacht, um das Revier zwischen Sardinien und Korsika zu erkunden. Segeln, Baden, Chillen, gutes Essen und leckere Drinks in idyllischen Buchten stand auf dem Programm. Wir wurden nicht enttäuscht!
Meine Cousine, mit der ich meinen ersten Segeltörn erleben durfte, war ebenfalls auf den Geschmack dieser Form zu Reisen gekommen und macht seitdem regelmäßig Segelurlaub. So hatte sie die Idee, ihren 30. Geburtstag mit uns und ein paar Freunden auf einem Segeltörn zu feiern. Die Crew bestand insgesamt aus 10 Personen sowie einem mittlerweile befreundetem Skipper. Auch das Revier klang vielversprechend: Es sollte von Olbia auf Sardinien nach Bonifacio auf Korsika gehen, unterbrochen von Übernachtungsstopps in kleinen Buchten. Die Yacht war eine Dufour 460 BJ 2019 und bot 4 Doppelkabinen sowie 1 Minikabine mit Stockbett. Außerdem gab es 3 Toiletten an Bord. So ließ es sich prima aushalten. Im Vergleich zu unserer Mü hatten wir hier viel Komfort durch elektrische Toiletten, fließend Wasser und und und….Trotzdem fehlt einem Seriencharterboot natürlich (meist) der Charme. Aber das stand in diesem Urlaub auch nicht im Vordergrund.
Wer sich an dieser Stelle fragt, wie so eine Charterreise überhaupt abläuft und organisiert ist, hier ein grober Überblick:
In unserem Fall haben wir über einen Veranstalter als bestehende Gruppe eine Segelreise in einem bestimmten Revier gebucht. Der Veranstalter kümmert sich dann um ein passendes Boot sowie einen Skipper und alle Formalitäten, die damit zusammenhängen. Häufig ist es so, dass mehrere Boote die selbe Route zur selben Zeit fahren, das sind dann sog. Flottillenfahrten. Man kann eine solche Tour auch als Einzelperson buchen und wird dann mit anderen zusammen einem Boot zugeteilt. So hatten wir es auch bei unserem ersten Törn gemacht und unsere Crew hatte super zusammen harmoniert. Je nach Anbieter unterscheidet sich auch die Ausrichtung des Törns. Es gibt Touren, die sich an Personen mit Segelerfahrung richten oder Touren für Anfänger und Neulinge. Hierbei kann jeder selbst bestimmen, wie stark er sich in das Segelgeschehen mit einbringen und inwieweit er etwas über das Segeln lernen möchte. Im Bordalltag, sprich Kochen, Abwaschen, Putzen etc., ist allerdings jedes Crewmitglied gefragt.
Die Anreise wird in der Regel selbst organisiert. Am Anreisetag (meist Samstag) treffen sich alle in der Marina. Dort werden dann die Formalitäten erledigt, es gibt erste Einweisungen ins Boot und der Großeinkauf wird erledigt. Je nach Stimmung, Wetterbedingungen und Route wird die Marina bereits am Samstag verlassen oder am darauffolgenden Tag. Der Skipper gibt die Route vor, oft können aber auch Wünsche der Crew berücksichtigt werden. Über Nacht wird entweder in Buchten geankert oder in Häfen angelegt. Beides hat seinen Charme: Während man in Buchten oft ungestörter ist, keine Hafengebühr zahlt und einfach ins Meer hüpfen kann, kann man im Hafen direkt vom Boot an Land gehen, sanitäre Anlagen verwenden und Einkäufe oder Ausflüge unkompliziert erledigen.
Der Tag wird je nach Etappe unterschiedlich intensiv für das Segeln zum neuen Übernachtungsplatz genutzt. Wobei uns die Erfahrung gelehrt hat, dass das eigentliche Fahren unter Segeln leider oft zu kurz kommt und längere Passagen auch mal unter Motor zurückgelegt werden müssen. Dort angekommen, kann der Rest des Tages je nach Lust und Laune genutzt werden. Je nach Spot bieten sich natürlich unterschiedliche Aktivitäten an: Baden, SUP-Fahren, Ausflüge mit dem Dinghi oder an Land, ein Bummel durch die Stadt, Restaurantbesuche, Kochen an Bord, Chillen, gemeinsames Beisammensein… irgendetwas ergibt sich immer. Mir kamen diese einwöchigen Segeltrips im positiven Sinne immer endlos lang vor-und doch viel zu kurz 😉 Es ist einfach ein völlig anderes und entschleunigtes Leben.
Doch zurück zu unserem Sardinienurlaub. Während der Großteil der Gruppe bereits am Freitag in Olbia ankam, stießen wir erst am Samstag Nachmittag hinzu. Netterweise hatten die anderen bereits den Großeinkauf erledigt und waren gerade am Verladen, als wir eintrafen. Wer noch nie für 11 Personen einen Wocheneinkauf gemacht hat, kann sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, welche Mengen an Lebensmitteln und Getränken dabei zusammenkommen. Der Einkauf dauert meist entsprechend lange und ist nervtötend-v.a. bei Hitze! Bleibt ja auch noch die Frage zu klären, wie das Ganze zum Hafen transportiert werden soll. In diesem Fall gab es leider keinen Lieferservice (wird häufig zu Marinas angeboten), sodass mit anderen Crews um die wenigen Taxis gekämpft werden musste. Schließlich hat aber alles geklappt, und der Rieseneinkauf musste „nur noch“ an Bord verstaut werden. Auch das eine logistische Herausforderung! Nach dem Verladen der Einkäufe beschlossen wir, noch am selben Tag abzulegen und die Nacht in einer Bucht ganz in der Nähe zu verbringen. Eigentlich ist das seitens unseres Veranstalters nicht vorgesehen, da es schon relativ spät war und Charterboote in der Regel Nachts nicht fahren dürfen. Da aber ein Großteil der Crew schon Segelerfahrung hatte und Felix als Co-Skipper fungieren konnte, wurde die Einweisung kurz gehalten und für uns ein paar Augen zu gedrückt. Im goldenen Licht der schon langsam untergehenden Sonne machten wir uns etwas hektisch auf den Weg. Kaum war der Hafen mit den anderen Charterbooten hinter uns, atmeten wir alle einmal auf und genossen den Wind im Gesicht. Ab jetzt konnte der entspannte Part der Reise beginnen!
In der Bucht angekommen wurde schnell ein Abendessen gezaubert und hungrig machten wir uns darüber her. Nach einem langen Tag gingen dann schließlich alle nach und nach in die Kojen.
Als eine der ersten wurde ich am nächsten Morgen wach. Die Morgenstimmung ist einfach herrlich, alles ist noch ruhig und die Sonne kommt langsam heraus. Das Meer war ganz glatt und bewaffnet mit dem SUP ging ich erst einmal eine Runde ins Wasser. Nach und nach versammelten sich alle und es gab Frühstück. Nach dem Abwasch fuhren wir weiter in die nächste Bucht. Das Wasser hier ist generell wunderbar warm und überraschend klar und sauber! Auch der nächste Tag verging mit Segeln, Baden und Chillen wie im Flug. Diesmal ließen wir den Abend jedoch in einem Restaurant ausklingen. Am Folgetag stand die Fahrt zum Highlight unserer Reise an: Bonifacio auf Korsika. Die Hafeneinfahrt soll sehr imposant sein, und der Ort ebenso. Ich freute mich vor allem auf französische Pain au Chocolat und knuspriges Baguette! Da wir relativ früh nach Korsika übergesetzt hatten, ankerte Felix (der jede Gelegenheit nutzte selbst zu fahren) nochmal an einem Badespot. Die Hafeneinfahrt war anschließend tatsächlich eindrucksvoll, es ging an hohen Felsen vorbei und es war eine Menge los. Glücklicherweise wird man per Motorboot in seine Box geleitet, sonst würde man in dem Gewusel leicht den Überblick verlieren. Der Steg grenzte direkt an die Promenade an. Da es super heiß war, mussten wir schnell runter von dem Boot und machten erstmal einen kleinen Rundgang, bevor wir im Anschluss zum Sonnenuntergang nach oben zum Aussichtspunkt liefen. Von dort hatte man eine tolle Sicht über das Meer. Anschließend machten wir uns durch kleine verschlungene Gässchen auf ins Restaurant. Gut gestärkt ging es zurück zum Steg. Dort wollten wir in der Bar 52 den Abend ausklingen lassen, durften aber leider nicht mehr hinein. Also tanzten wir kurzerhand neben dem Absperrband der Bar zur Musik, was mindestens genauso viel Spaß gemacht hat- und wir konnten unsere eigenen Getränke vom Boot holen 😉
Der nächste Morgen startete natürlich mit Baguette und Pain au Chocolat, einfach herrlich. Weiter ging es dann in eine Bucht mit tollen Dünen, diesmal wieder auf italienischem Boden. Abends fuhren wir mit dem Dinghi an den Strand, wo ein DJ zusammen mit einem Saxophonspieler live performte. Richtig schön! Wer Lust hatte, konnte barfuß im Sand dazu tanzen oder einfach in den bequemen Strandstühlen der Musik lauschen.
Tags darauf konnten wir mal wieder länger segeln und übten einige „Mann über Bord“-Manöver. In der Bucht angelangt, vertrieben wir uns die Zeit mit baden. Abends fuhren wir in ein kleines Restaurant am Strand und feierten in den Geburtstag meiner Cousine hinein. Das Ambiente dort war richtig toll, es ähnelte ein wenig einer Filmkulisse: Tisch am Strand unter Sternenhimmel, Meeresrauschen, bunte Lichter und Gläser, gutes Essen… Zudem waren wir fast unter uns. Um Mitternacht stimmten wir ein Geburtstagsständchen an und feierten in die Nacht hinein.
Zum Abschluss der Reise gab es tags darauf ein schönes Geburtstagsfrühstück und ein bisschen Badezeit. Dann segelten wir Richtung Olbia zurück. Gegen Ende mussten wir noch an der Tankstelle halten, um unsere Tanks aufzufüllen, bevor wir wieder im Zielhafen festmachten. Dort herrschte bereits reger Trubel, da alle anderen Gruppen ebenfalls heute zurückkamen. Nach so viel Zeit fast nur unter uns, ist dieser Part immer ein wenig überfordernd und man sehnt sich wieder in die schönen Buchten zurück. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir abends noch einmal in der Stadt essen und ließen die Reise Revue passieren. Morgens hieß es dann alles aus- und aufräumen, bevor wir zum Flughafen aufbrachen. Das war auch noch mal ein kleiner Kraftakt. Aber schließlich war alles erledigt und es ging nach Hause zurück. Ein wunderschöner Segelurlaub mit tollen Buchten und leckerem Essen lag hinter uns! Felix und ich waren uns einig: Das macht Lust auf eine Wiederholung-nur dann mit unserem eigenen kleinen Boot!
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