2024-10-20 Blogpost #026 Felix
Neuer Look für die Navi-Ecke
Ein Aspekt, der uns besonders wichtig war, ist ein ausreichend großer Kartentisch. Wir sind der Meinung, dass auf jedes seegängige Schiff ein anständiger Kartentisch gehört. Dieser ist nicht nur ein praktisches Element für die Navigation, sondern auch ein zentraler Ort für die Planung unserer Reisen und das gemeinsame Verfolgen unserer Route. Glücklicherweise mussten wir lediglich einige kleine Anpassungen vornehmen, um den Kartentisch optimal zu gestalten.
Die Navi-Ecke auf einem Segelboot ist die Schaltzentrale der Elektronik an Bord und dient als Herzstück für Navigation und Reiseorganisation. Von dort aus werden nicht nur die Routen geplant, sondern auch die Bordsysteme überwacht und das Logbuch geführt. Der Tisch selbst beheimatet die Seekarten (meist Din A 2 Format) und im Schapp stehen diverse Bücher wie Logbuch, Hafenhandbücher, Revierführer und Anleitungen der Systeme an Bord. Die Schalttafel und diverse Anzeigen ermöglichen die Überwachung der Bordsysteme, bei uns ist hier auch das Funkgerät angebracht. Auch bei Seegang kann man sich in unserer Navi-Ecke gut verkeilen und arbeiten.
Das Design der Navi-Ecke war bereits sehr gut, deshalb haben wir uns hier nur auf kleine Verbesserungen konzentriert – vor allem im Bereich der Elektronik. Das alte Brett, an dem die früheren Anzeigen angebracht waren, wurde vollständig erneuert, um Platz für neue Geräte, Schalter und Anzeigen zu schaffen. Damit ist die Elektrik nun auf dem neuesten Stand, und wir haben alles ordentlich im Blick. Die Sitzfläche wurde zugunsten eines kleinen Fachs etwas verkleinert – aber keine Sorge, wir haben dabei keinen Sitzkomfort verloren. Der ursprüngliche Sitzbereich war sowieso nicht wirklich benutzbar, da man beim Sitzen mit dem Arm im Schapp stecken geblieben wäre. Das neue Fach hat jetzt nicht nur Stauraum geschaffen, sondern fungiert gleichzeitig als Armlehne.
Der Kartentischrumpf hatte ursprünglich drei Schubladen und einen Luftauslass der Dieselheizung im unteren Bereich. Diese Heizungsöffnung war jedoch schon länger nicht mehr in Betrieb, da wir keinen Diesel an Bord haben. Also entschieden wir uns, diesen kostbaren, ungenutzten Raum für eine zusätzliche Schublade zu verwenden. Mit Bootsbausperrholz und einem alten Teakschild haben wir eine neue Schublade gebaut, die perfekt in die Öffnung passt und ausreichend Stauraum für Unterlagen, Werkzeuge und Kleinteile bietet.
Ein Upgrade, das vielleicht weniger auffällt, aber ebenfalls seine Bedeutung hat, betrifft die Türhalterung der Nasszelle. Die alte, braune Plastikkugelhalterung hatte ihre besten Zeiten längst hinter sich und hielt kaum noch. Glücklicherweise fanden wir eine neue Messinghalterung, die wir bereits in der Pantry verwendet hatten. Doch der Winkel und der Lochabstand passten nicht, also haben wir kurzerhand zwei Teakholzreste bearbeitet, um die Halterung passgenau anzubringen. Mit ein wenig Handarbeit und viel Liebe zum Detail haben wir so die alten Löcher perfekt verdeckt und die Türhalterung wieder stabilisiert.
Wie viele von euch wissen, ist die Vorbereitung bei Renovierungen fast immer der schwierigste Teil. Die Decke, das Fenster und der Decklüfter im Salon hatten wir bereits während der letzten Decksanierung und Lackierarbeiten aufgefrischt, sodass wir uns diesmal hauptsächlich auf die Holztrimmteile, Schotts und Schränke konzentrieren konnten. Zuerst mussten die Holztrimmteile entfernt werden. Dann ging es ans Schleifen der Holzschotts und -schränke, um eine saubere Oberfläche zu schaffen. Einige kleine Löcher und Unebenheiten mussten mit Epoxy-Spachtelmasse ausgeglichen werden – das hatte ich glücklicherweise schon bei einer früheren Arbeit mit Restepoxy vorbereitet. Nach einem kurzen Schliff konnten wir direkt alles entstauben und abkleben. Nun konnte es mit dem Lackieren losgehen. Für den Bereich der Elektrik haben wir dieselbe Grundierung verwendet wie für den Motorraum: HB Coat von Epifanes in grau.
Wie im restlichen Schiff wurden zunächst zwei Schichten 1K Multi Marine Primer aufgebracht, anschließend mit 240er Schleifpapier geschliffen, entstaubt und zum Schluss 2 bis 3 Schichten Monourethane Lack aufgetragen.
Wie immer bei Arbeiten auf dem Schiff gab es eine kleine Herausforderung: Die Witterungsbedingungen waren nicht ganz optimal. Der Heizlüfter lief die ganze Zeit auf Hochtouren, da wir versuchten, die Trocknungszeiten zu verkürzen und die Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren. In einer idealen Welt würde der Lack schneller trocknen, aber bei uns dauerte es mitunter etwas länger. Manchmal fuhren wir nur zum Schiff, um den Heizlüfter für ein paar Stunden laufen zu lassen – eine kleine Mühe, die sich aber ausgezahlt hat. Schließlich konnten wir die Nasszelle parallel mit lackieren, was die Gesamtzeit des Projekts etwas streckte. Eine Lackschicht benötigte in etwa einen halben Tag, was uns insgesamt rund zwei Wochenenden und einige Abende in der Woche beanspruchte…und mit „wir“ meine ich mich, denn aufgrund der Schwangerschaft konnte mich Jassy mit den ganzen Lösemitteldämpfe nicht mehr unterstützen.
Nachdem die letzte Lackschicht aufgetragen und das Abklebeband abgezogen war, konnten wir endlich die aufbereiteten Holztrimmteile wieder an ihren Platz bringen. Wie auch im restlichen Schiff haben wir diese nur leicht abgeschliffen und anschließend mit Öl behandelt. Den Kartentisch selbst haben wir ebenfalls nur geölt. Eine Lackierung hätte hier ohnehin nicht viel gebracht, da der Tisch ständig durch den Kontakt mit Karten und Geräten zerkratzt worden wäre. Mit der Haptik und Optik sind wir nach wie vor sehr zufrieden. Da nun im Grunde alle Bereiche vor dem Niedergang bereits überwiegend fertig sind, konnten wir auch endlich die ersten neuen Instrumente und Halterungen verbauen. Einige dieser Teile lagerten bereits seit Monaten Zuhause in unseren Schränken. Mit dem Ergebnis unserer Navi-Ecke sind wir sehr zufrieden, man hat direkt Lust die nächste Reise zu planen. Es fühlt sich an, als würde unser Boot nun wirklich „lebendig“ werden – jeder Schritt bringt uns näher zu unserem Ziel, auf See zu gehen.
Was die Navi-Ecke „unter der Haube“ bzw. hinter der Schalttafel hat, werden wir euch in den kommenden Posts zu unserer Bordelektrik noch ausführlicher zeigen. Bleibt dran!
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