2024-11-30 Blogpost #029 Felix
Der Fußboden
…hat während dem Refit ziemlich gelitten. Auch so sah man dem Boden sein Alter von fast 40 Jahren deutlich an und es war klar, dass es mit ein bisschen Schleifen und Lackieren nicht getan sein würde. Für was wir uns entschieden haben, lest ihr in diesem Blogpost.
Fernab der Barfußroute ist ein lackierter Holzfußboden typischerweise unangenehm kalt an den Füßen. Unser Boot war daher mit einem passgenauen Teppich ausgestattet. Ist ein solcher Teppich allerdings mal nass trocknet er nur schlecht und er nimmt natürlich alle möglichen Gerüche des Bootes auf, daher war klar, dass wir eine andere Lösung brauchten. Während wir den Teppich relativ zeitnah entsorgten gaben wir uns auch bei dem übrigen Fußboden im Schiff keine besonders große Mühe diesen zu erhalten. Hier und da fehlten bereits schrauben, die Klebereste des Teppichs waren nur schwer zu entfernen und überhaupt hatte der Boden ohne Ende Macken. Im Bereich des Niedergangs hatte der Boden offensichtlich teilweise Wasser und Öl gezogen und auch um den Mastfuß waren deutliche Spuren von regelmäßigem Wassereintritt fühl- und sichtbar. Nachdem wir während dem Refit also noch allerlei Epoxy und Farbe auf dem Boden verkleckerten war zweifelsfrei klar das eine neue Lösung her musste.
Grundsätzlich ist der Boden bei uns in die GFK Innenschale eingeformt. In die vorgesehenen Flächen wurde dann ein Teaksperrholzboden mit hellen Holzstreifen eingeklebt und geschraubt. Das die GFK-Innenschale im Bodenbereich wo keine Aussteifungen nötig waren relativ dünn ist, sind die Bretter zur Lastverteilung zwingend erforderlich. Ein Vorteil der Bauweise ist, dass der Boden kaum oder nur in wenigen Bereichen knarzt. Der Nachteil ist, dass es enorm aufwendig ist den Boden auszutauschen.
Wir entfernten daher nur die nötigsten Bereiche und ersetzten diese durch dünne Epoxygetränkte Sperrholzplatten, bzw. spachtelten die schadhaften Stellen mit Epoxy zu.
Der Bereich des Mastfußes musste allerdings zusätzlich mit Glasmatten verstärkt werden und auch der Mastfuß musste erhalten werden, da diese nicht mehr gebaut werden.
Die neue Lösung musste also auf die vorhandenen Flächen aufgebracht werden. Die Anforderungen dafür waren: Wasserfestigkeit, rutschfest, schöne Optik, idealerweise fußwarm, möglichst einfach zu verlegen und obwohl es nur eine kleine Fläche ist, sollte auch der Geldbeutel geschont werden.
Neuer Teppich oder ein neuer Teakboden kamen nicht in Frage, damit waren noch zwei Materialien im Rennen: Vinylplanken und Kork, wobei letzteres das favorisierte aber auch deutlich preisintensivere Material war. Zufälligerweise befand sich die Firma Marinekork auf dem Gelände der Werft wo wir unser Refit durchführten und zusätzlich ist Marinekork auch auf DIY Bootsbauer eingestellt. Man kann selbst entscheiden, ob man das rohe Ausgangsmaterial als Platte, oder bereits verfugte Elemente kauft oder alles durch die Profis machen lässt. Wir haben uns aus Zeitgründen für eine Zwischenlösung entschieden und bereits fertig verfugte Platten mit weißen Fugen bestellt.
Offenbar waren wir damit mal wieder Pioniere, den die meisten Bootsbesitzer wählen Kork nur für den Aussenbereich und da sind weiße Fugen aufgrund der geringeren UV-Stabilität seltener anzutreffen. Wahrscheinlich müssen aber auch die wenigsten Bootsbesitzer Ihren Fußboden im gleichen Umfang wie wir erneuern. Jochen der Besitzer der Firma war von unserem Projekt so begeistert, dass er uns anbot seine Werkstatt nach Feierabend zu nutzen um die nötigen Ausschnitte zu erstellen. Das nahmen wir natürlich sehr gern an, so eine Werkstatt hätte ich während dem Refit öfter gebrauchen können. Neben der Möglichkeit die Werkstatt zu nutzen bekam ich noch allerhand Tipps und Tricks gezeigt, wodurch die Arbeit super einfach wurde.
Zunächst fertigte ich aus festem Papier Schablonen vom Fußboden im Boot an. Dazu kann man die festen Papierstücke einfach mit Tape aneinander kleben, fixieren und die Kanten mit dem Cuttermesser wegschneiden. Wichtig ist das man gut markiert wo die Fugenverlaufen sollen und wo oben und unten ist.
Diese Schablonen übeträgt man das einfach auf die Korkplatten und richtet die Schablonen entsprechend an den Fugenmarkierungen aus. Die Fugen sind nur in die Korkplatten hineingefräst und bestehen nciht aus einzelnen Leisten, sodass die Platten eine gewisse Stabilität mitbringen gleichzeitig lässt sich das Material aber auch rollen. Der Zuschnitt erfolgt ohne Säge, einfach mit einem scharfen Messer. Für die Rundungen gibt es spezielle schmale Klingen. Lange Runde flächen kann man im anschluss auch nochmals schleifen um einzelene Ecken hrauszubekommen.
Man könnte nun denken das ein solcher Boden wenig robust sein kann, doch bislang können wir das nicht bestätigen und es gibt noch einen Vorteil. Kork lässt sich prima reparieren. Bricht einem eine Korkstelle heraus, kann man diese einfach mit Korkkleber wieder einkleben. Durch den Beschleuniger ist eine Reparatur in Sekunden erledigt und nach einem kurzen Schliff der Oberfläche nicht mehr zu erkennen. Das liegt daran das Kork ja selbst aus Granulat besteht.
Nachdem die fertigen Elemente einmal im Schiff zur Probe ausgelegt und final angepasst waren, musste der Boden eingeklebt werden. Auch dazu bekam ich eine Einweisung von Jochen und wurde zusätzlich mit dem passenden Material und Werkzeug leihweise ausgestattet. Für die Verklebung verwendete ich eine Klebemasse von Bostik, die sehr langsam aushärtete. Somit hatte ich viel Zeit die richtige Menge aufzutragen, mit dem Zahnspachtel entsprechend gleichmäßig zu verteilen und das Korkelement aufzulegen und leicht anzudrücken. Zum Andrücken verwendete ich eine große Farbwalze und beschwerte die Platten anschließend nur leicht um einen gleichmäßigen Anpressdruck während der Aushärtung sicher zu stellen. Die Flächen sind erst nach einem Tag begehbar und erst nach einigen Tagen voll belastbar, sodass ich das Projekt über mehrere Tage hinweg durchführte.
Nachdem die Platten verklebt waren mussten noch die Stöße und Ränder verfugt werden. Im Grunde ist das wie mit jedem Silikon eine riesen Sauerei und super nervig. Es hilft natürlich Bereich die keine Fugenmasse abbekommen sollen abzukleben, was dafür aber auch wieder viel Arbeit ist. Am Ende kann man die fugenmasse aber auch nach der Aushärtung wegschleifen sollte doch etwas daneben gegangen sein.
Als letzter Schritt sollten die Korkflächen im Inneren des Bootes geölt werden um insbesondere keine Flecken zu bekommen. Dazu trugen wir das Bootsöl mit einem Schwamm auf und rieben es in den Boden. Überschüssiges Öl nahmen wir anschließend mit Kücherolle wieder auf. Diese Prozedur führten wir 3-4 mal durch um einen optimalen Schutz des Bodens zu gewährleisten.
Das Ergebnis sieht nicht nur super aus, sondern fühlt sich auch sehr angenehm an. Mit dem Abschluss dieses Projekts ist auch das Refit des Innenraums weitestgehend abgeschlossen. Langweilig wird uns deshalb aber nicht, denn im Außenbereich gibt es noch einiges zu tun ehe das Boot ins Wasser kann und auch wie wir die Elektrik erneuert haben möchten wir euch nicht vorenthalten. Um die Elektrik wird es in den nächsten beiden Blogposts gehen.
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