2025-10-18 Blogpost #052 Jassy

Durch den großen Belt nach Samsø

Wir machen ordentlich Strecke und legen über 120 sm in 3 Tagen zurück. Das Smålandfahrwasser ist uns weiterhin nicht wohl gesonnen und bremst uns durch Gegenströmung ab. Auch der Wind kommt natürlich von vorn, weshalb wir froh sind, als es endlich in den großen Belt nach Samsø geht. Die erste Etappe geht von Stege nach Agersø (ca. 49 sm), weiter nach Ballen (ca. 43 sm) und schließlich nach Marup (ca. 29 sm).

 

Wir verlassen Stege wie immer relativ früh gegen 7.00 Uhr und freuen uns auf die bevorstehende Fahrt. Wir haben mehrere mögliche Etappenziele, unser endgültiges Ziel soll Samsø sein. Mal sehen, wie weit wir heute kommen. Bereits hinter der Hafenausfahrt bemerken wir wieder den elendigen Gegenstrom. Er ist so stark, dass wir kaum vorankommen (2 kn). Trotz der engen Fahrrinne haben wir bald beide Segel oben, doch selbst das bringt uns kaum voran, obwohl an sich viel Wind ist. Dieser kommt aber blöderweise auch noch direkt von vorn, weshalb wir zusätzlich im engen Fahrwasser kreuzen müssen. Da Jill schläft, unterstütze ich bei den Wendemanövern und bediene die Vorschot. Wir sind richtig sportlich unterwegs heute! Irgendwann wird sie allerdings wieder wach und Felix muss alleine weitermachen. Glücklicherweise wird das Fahrwasser nun aber auch wieder breiter. Durch das Kreuzen verlängert sich automatisch unsere Fahrstrecke, weshalb wir nach knapp 11 Stunden erschöpft nur den ersten möglichen Spot für die Nacht erreichen. Gegen Ende setzte sogar noch Strom in unsere Richtung ein, aber wir hatten genug, zumal wir nicht riskieren wollten im Dunkeln anzukommen. Immerhin: Die Bojen sind alle frei, wir machen also das erste Mal an einer Dänischen fest. Diese sind etwas schwieriger zu catchen, zumal gerade in dem Moment auch der Wind ordentlich auffrischt. Felix will die Boje unter Segeln anfahren, wir holen deshalb nur das Vorsegel ein, damit ich vorne Platz habe. Felix fährt dann mit Halbwindkurs quasi fast an der Boje vorbei und schießt (dreht) dann an der Boje in den Wind, wodurch das Boot mit dem Bug an der Boje zum Stoppen kommt. Beim ersten Versuch kann ich uns nicht direkt halten, also dreht Felix ab und fährt nach einer schnellen Wende das gleiche Manöver nochmals. Diesmal klappt es. Das Großsegel können wir nun gemütlich an der Boje bergen. Da es aber morgen früh direkt weiter geht, lassen wir alles direkt segelklar. Um uns herum ist gefühlt nichts außer einer Fischfarm und einem Stückchen Land, in der Ferne ziehen große Tanker und Kreuzfahrtschiffe unter der großen Beltbrücke hindurch. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung, schwere, dunkle Wolken wölben sich über uns und uns umgibt eine gespenstische Stille, durchbrochen von Vogelzwitschern. So stelle ich mir einen Segelrastplatzauf Langfahrt vor. Etwas später gesellen sich dann noch zwei weitere Segelboote dazu.

Am nächsten Morgen geht es mit Sonnenaufgang weiter nach Samsø. Morgens sollen Strom und Wind nämlich noch mit uns sein. Tatsächlich fahren wir in tollem Ambiente mit 6-7 kn auf die große Beltbrücke zu. Diese ist ca. 18 km lang und sehr beeindruckend. Als wir die Brücke passiert haben, werden wir tatsächlich angefunkt. Felix übernimmt das Funken. Wir werden darauf hingewiesen, dass wir uns nicht in die Fahrrinne der Berufsschifffahrt begeben sollen. Wir bedanken uns für den Hinweis und funken, dass wir das auch nicht vor haben. Als Sportbootfahrer muss man eigentlich nur noch sehr selten funken, aber so haben wir es jetzt auch mal geübt. Die Sonne brutzelt und sowohl Wind als auch Strömung nehmen leider beständig ab. Also dauert es doch eine Weile, bis wir Ballen auf Samsø erreichen. Wir entscheiden uns, neben dem Hafen zu ankern. Dort liegen auch schon andere Boote. Der Untergrund ist sandig, sodass auch der wiederkehrende Wind, der prompt während unserer Anfahrt kräftig einsetzt, den Ankererfolg nicht beeinträchtigen sollte. Sobald wir fest sind, schalten wir wieder unseren Anker-Alarm ein und markieren die Position. Etwas nervös sind wir doch noch immer, ob der Anker auch wirklich halten wird. Trotzdem düsen wir per Dinghi mit Jill zusammen einmal durch den Hafen an Land, um Müll zu entsorgen, einzukaufen und Pizza zu holen. Der Hafen wirkt chaotisch, voll und super eng. Wir sind froh, nicht hineingefahren zu sein. Dafür ist das Dinghi jetzt sehr praktisch. Wir fahren bis ganz nach vorne und machen an einem kleinen Steg fest. Der Einkaufsladen ist direkt nebenan und auch die Pizzeria nur eine Straße entfernt. Mit der Pizza kehren wir wieder an Bord zurück und lassen es uns schmecken. Durch den Wind ist es draußen allerdings bald recht frisch und wir gehen zeitig schlafen.

Obwohl über Nacht der Wind nachlässt, können wir trotzdem nicht schlafen. Grund dafür ist eine alte Dünung, die uns rollen lässt. Der Wind ist so wenig geworden, dass sich das Boot nicht nach dem Wind sondern den Wellen ausrichtet. Das Boot bekommt dann die Wellen von der Seite, wodurch das Boot bei jeder Welle von Rechts nach Links schaukelt. So eine Schaukelei hatten wir noch nie, das einzige was man tun könnte ist einen zweiten Anker auszubringen, aber den Stress machen wir uns mitten in der Nacht mit kleiner Crew nicht, zumal wir ja am nächsten Tag sowieso weiter wollen.
Da wir also eh nicht mehr schlafen können, beschließen wir mit dem ersten Licht weiterzuziehen. Eigentlich sind wir davon ausgegangen, motoren zu müssen, aber wir kommen super voran. Mit 5-6 kn und kaum Welle sausen wir dahin und können sogar noch im Sonnenaufgang unterwegs frühstücken, während Jill nochmal schläft. Hinter Langør, was wir uns für den nächsten Auffenthalt zum Ankern vormerken, müssen wir zwar kreuzen, aber wir haben ja Zeit. Unser Ziel ist entweder die Insel Tunø oder Mårup auf Samsø, so ganz ist das noch nicht entschieden. Wir stoßen heute nämlich wieder auf die Crew der Marte Meo, die gerade Urlaub macht und aus Ebeltoft zurückkehrt. Zusammen wollen wir ein paar schöne Tage verbringen. Kurz vor Tunø bekommen wir von ihnen die Info, dass der Hafen bereits proppenvoll ist. Grund dafür ist ein Festival, das dort gerade stattfindet. So ist uns die Entscheidung abgenommen worden und wir steuern den für uns alle noch unbekannten Hafen Mårup an. Das ist mir auch ganz recht so, denn wir wollen auf dieser Reise eigentlich keinen Hafen zweimal anlaufen. Der Hafen in Mårup erweist sich für unsere Gruppe als Glücksfall. Wir können beide Boote hintereinander an den ersten Längssteg packen, sodass wir freie Sicht auf die Bucht haben. So fühlt es sich fast an wie ankern, allerdings mit den Annehmlichkeiten eines Hafens dazu. Nach drei Monaten treffen wir nun das erste Mal wieder auf bekannte Gesichter und freuen uns sehr auf die gemeinsame Zeit und Spielkameraden für Jill. Was wir alles gemeinsam erlebt haben, lest ihr im kommenden Blogpost. 

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