2024-01-13 Blogpost #008 Felix
Löcher im Boot
In jedem größeren Boot sind bewusst gesetzte „Löcher“ vorhanden. Meist sind diese Bootsdurchlässe für Schläuche gedacht. Doch wieviele Löcher braucht man und wie können diese bei Bedarf sicher verschlossen werden? Um die Erneuerung der Borddurchlässe sowie die Einbauten der Unterwasserinstrumente soll es in diesem Post gehen. Außerdem bereiten wir für das weitere Refit den Salon im Inneren und das Deck vor.
Unser Boot hatte beim Kauf einige Löcher im Rumpf. Einige dieser Löcher sind notwendig, andere optional und noch andere sollten verschlossen werden. Fangen wir am Deck an, hier haben wir je einen Einlassstutzen für Diesel und für Wasser. Ersteren können wir uns durch die Umrüstung auf Elektroantrieb sparen. Auch am Rumpf im Überwasserbereich können wir dadurch einige Löcher verschließen oder umnutzen. So brauchen wir keine Tankentlüftung und keinen Auspuff mehr. Letzterer wird umfunktioniert zur Lenzöffnung und stattdessen die alte Lenzöffnung verschlossen. Die Löcher zum Lenzen des Ankerkastens, des Cockpits und die Tankentlüftung des Frischwasser und Fäkalientanks bleiben.
Unterwasser hatten wir Borddurchbrüche für Echolot und Logge, Zu- und Abwasser in der Pantry, Zu- und Abwasser für das Pump-WC, sowie den Abfluss des Waschbeckens. Das Kühlwasser für den alten Dieselmotor wurde über den Saildrive angesaugt, sodass neben dem (riesigen) Loch für den Saildrive kein weiterer Borddurchbruch nötig war. Von den acht Löchern benötigen wir also nur noch sechs, die übrigen werden verschlossen. Gleichzeitig wollten wir alle Seeventile bis auf den WC-Abfluss erneuern. Letzterer wurde erst unmittelbar vom Voreigner getauscht.
Die Geber für Echolot und Logge werden gegen neue Modelle ersetzt. Die neue Logge bringt einen neuen Borddurchlass mit, der 1:1 getauscht und mit Sikaflex eingeklebt wird. Das neue Modell misst die Geschwindigkeit (Fahrt durchs Wasser), anstelle eines sich mitdrehenden Schaufelrades, durch ein elektromagnetisches Feld und soll ohne bewegliche Teile weniger wartungsintensiv sein. Ob das in der Praxis gut funktioniert, wird sich zeigen. Die Logge dient aus meiner Sicht in der modernen Navigation in erster Linie als Referenz für guten Trim, daher kann man an dieser Stelle ruhig mal experiementieren. Das Echolot hingegen halte ich für essentiell, trotzdem wage ich auch hier einen neueren Ansatz. Der neue Geber ist in der Lage durch GFK „durchzuschallen“, also wird das vorhandene Loch verschlossen. Dazu wird der Kunststoff Borddurchlass einfach von Innen mit dem Hammer herausgeschlagen. Der Rumpf ist an dieser Stelle vor dem Kiel knapp 3 cm dick und wird von Außen angeschliffen. Das Laminat sieht sehr gut aus und zeigt keinerlei Zeichen von Materialermüdung, Fehlern oder Osmose. Die Schäfftung wird nur ca 1,5 cm tief und hat einen Radius von ca 20 cm. Die Fläche wird mit Aceton gereinigt und mit 12 kleiner werdenen Lagen biaxial Glasgelege und Epoxidharz verschlossen. Von Innen ist ein Teil des ehemaligen Lochs noch zu sehen, hier wird ein Kunststoffrohr eingeklebt welches später mit Öl gefüllt wird und den neuen Geber beherbergt.
Die alten Seeventile aus Bronze zeigten bereits erste grüne Stellen (Korrosion) und waren so fest, dass die einzige Option war, diese mit der Flex zu entfernen. Dazu wurden die Flansche langsam und abwechselnd komplett heruntergeschliffen. Das geht im Grunde fix, nur muss man aufpassen, dass die Teile nicht zu heiß werden und womöglich den Rumpf beschädigen. Anschließend kann man die alten Seeventile nach Innen mit einem Hammer und einem Meißel lösen. Die Löcher werden leicht angeschliffen und gut gereinigt und anschließend die neuen Durchlässe von TruDesign mit Sikaflex eingeklebt. An dieser Stelle ist man am Besten zu Zweit damit einer außen den Durchlass halten kann, während der andere von innen die Kontermuttern aufschraubt. Vielen Dank an Jan an dieser Stelle.
Da wir das Waschbecken in der Nasszelle für überflüssig halten, verschließen wir das Loch nach dem gleichen Prinzip wie das des Echolots. Auch an dieser Stelle ist der Rumpf über 2,5 cm dick, daher spachteln wir die letzten Lochüberreste zusätzlich von Innen und legen zusätzlich drei Lagen Glasgelege auf die Innenseite (in Summe 15 Lagen 450 g/m² biaxial Gelege, quasi torpedo sicher).
Das letzte große Loch ist zu dem Zeitpunkt noch vom alten Saildrive verschlossen, zum Thema Umrüstung auf Elektro wird es einen eigenen Blogpost geben.
Nachdem unser Vorschiff bereits zeigt, wohin die Reise geht, sind wir motiviert auch den Salon in Angriff zu nehmen. Alle Holztrimmteile und Einrichtungen, die sich entfernen lassen, werden demontiert. Alte Kabel, Nägel, Heftklammern (für das Klett der alten Polster) werden Stück für Stück entfernt. Auch der Fußboden, der natürlich nicht nur verschraubt sondern auch verklebt ist, wird unter beherztem Einsatz von Hammer und Stecheisen herausgerissen.
Auch der Salon soll vom Innendesign verändert werden, daher verschwinden einige Holzverkleidungen komplett. Klar ist bereits, dass der alte Klapptisch, der am Mast montiert war, nicht wieder zum Einsatz kommen wird. Laut Jassy ist das alles zu eng und produziert nur blaue Flecken. Aber auch ich finde, dass der Tisch für diese Bootsgröße überdimensioniert und unhandlich ist. Der Durchgang nach vorn ist aus unserer Sicht überflüssig, da man sowieso ins Vorschiff krabbeln muss. Außerdem ist ein U-Sofa viel gemütlicher und besser zum Kuscheln. Weiter entsteht dadurch auch toller Stauraum, tief gelegen und relativ zentral. Um die Sofafläche zusätzlich zu vergrößern, sollen vor dem Mast zwei Bretter eingeschoben werden können. Um schlussendlich die Innenschale im Bereich der Salonbänke zu verstärken, sollen die Seiten durch Holz permanent verstärkt und verschlossen werden, aber dazu später mehr.
Um die folgende Staubentwickung so gering wie möglich zu halten, wird das Vorschiff komplett mit Folie verschlossen. Auch im Bereich der Naviecke und der Pantry sind wir anfangs bestrebt, die Staubentwicklung gering zu halten. Schnell stellt sich allerdings heraus, dass erstens der Staubsauger kaum mithalten kann und zweitens das Überkopfarbeiten derartig anstrengend ist, das hier schleifen mit 40er Schleifgittern nicht zielführend ist. Im Grunde soll auch im Salon die Form der Kabinendecke erhalten bleiben, aber die Lederstruktur entfernt werden, um nach der Reparatur der Risse eine gleichmäßige Fläche zu haben. Nachdem die Schadensstellen noch vorsichtig mit dem Schleifgerät freigelegt wurden, kommt nun der Winkelschleifer mit Fächerscheiben zum Einsatz. Innerhalb von Sekunden hülle ich damit das Schiff in einen dichten Nebel aus feinstem Staub. Die Decke erhält annähernd eine Golfballstruktur und ich bin dank Overall und anstrengender Arbeit klatschnass. Der Arbeitseinsatz dauert etwa 2 Tage, aber als sich der Staub legt, sind die Schadensstellen sauber freigelegt und die komplette Decke (auch in Naviecke und Pantry) ist frei von der Gelcoatschicht in Lederoptik.
Die entstandene Mondlandschaft an der Decke wird durch mich mittels Schleifmaschine geglättet und von Jassy entstaubt. Der Staub hat sich im kompletten Schiff verteilt und ist kaum mehr zu beseitigen. Im Nachhinein betrachtet ist an dieser Stelle vermutlich insbesondere für Jassy der Tiefpunkt des Refits erreicht. Es ist sehr deutlich, wieviel Arbeit noch vor uns liegt und es bestehen Zweifel, ob wir dieses Refit überhaupt zu Ende bringen können. Die Zweifel beziehen sich sowohl auf die technische Lösung der Rissthematik, als auch auf den Umfang der Arbeiten generell.
Wo ein Wille ist, ist jedoch auch ein Weg. Scheitern ist für mich sowieso keine Option. Dieses Schiff wird wieder schwimmen und in neuem Glanz erstrahlen – technisch komplett überholt und modernisiert, stärker als je zuvor. Der Traum auf Langfahrt zu gehen und dafür ein Schiff zu überholen, begleitet mich schon zu lange und zuviele Steine sind schon aus dem Weg geräumt, um mitten im Prozess der Umsetzung aufzugeben.
Wenn wir irgendwann auf Langfahrt gehen, haben wir uns das in unendlichen Stunden nach der Arbeit, am Wochenende und im Urlaub redlich verdient.
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