2023-11-25 Blogpost #004 Felix

Bestandsaufnahme

Das Boot wurde in unserer Abwesenheit ausgekrant und der Mast gelegt. Bei unserer Rückkehr in den Norden sahen wir das Unterwasserschiff zum ersten Mal. Auch im Inneren des Bootes machten wir eine genaue Inspektion. Ob es dabei Überraschungen gab, lest Ihr in diesem Blogpost.

Nachdem wir nun ein Boot und eine Wohnung im Norden gefunden hatten, vergingen 2 Monate bis wir zur Wohnungsübergabe mit einem vollgepackten Auto wieder in den Norden fuhren. Obwohl wir in dem Moment gedanklich hauptsächlich mit unserem Umzug und allem, was sonst so zu organisieren war, beschäftigt waren, mussten wir natürlich auch unser Boot an Land besuchen.
Segelboote ohne Mast und überhaupt Boote an Land sehen meist traurig aus, aber bei Sonne im Grünen blickten wir dem anstehenden Refit positiv entgegen.
Zum ersten Mal konnten wir das Unterwasserschiff genauer unter die Lupe nehmen, denn wir hatten das Boot besichtigt und gekauft, als es schon im Wasser war. Entgegen der Empfehlung aller Kaufberater hatten wir es nicht extra aus dem Wasser kranen lassen, zumal das zeitlich und aufgrund der Corona-Auflagen gar nicht möglich war.
Wir waren sehr erleichtert zu sehen, dass das Unterwasserschiff in gutem Zustand zu sein schien. Der Antifouling-Anstrich wirkte gut intakt und es gab keine Blasenbildung die auf Osmose, eine gefürchtete „Krankheit“ aller GFK-Boote, deuten ließ. Auch sonst gab es keine Anzeichen von irgendwelchen Beschädigungen oder Kollisionen. Auch der Bleikiel wies keine Dellen oder Schrammen auf und die Kiel-Rumpfverbindung schien intakt. Keinerlei Haarrisse, weder Innen noch Außen. Der Zustand des Ruderblattes ist schwer zu beurteilen, auf den ersten Blick war hier aber alles in Ordnung. Ein Rütteln am Ruderblatt zeigte nur minimales Spiel. Die Lagerung des Ruderblatts verschleißt häufig im Laufe der Jahre und muss irgendwann erneuert werden. Diesen Punkt müssen wir glücklicherweise nicht auf unsere ToDo-Liste schreiben.

Das Gelcoat, also die Rumpfbeschichtung oberhalb der Wasserlinie, konnten wir zwar auch beim Kauf bereits ansehen, aber nicht von allen Seiten. Auch hier kann man sich noch im Weiß spiegeln, was ein Zeichen guter Qualität und Pflege ist.
Der gemietete Lagerbock der Werft machte ebenfalls einen soliden Eindruck.
Da wir noch keine Leiter hatten, liehen wir uns kurzerhand eine herrenlose Leiter, die an einer Seite der Werfthalle lehnte. So konnten wir auch auf Deck und im Inneren nach dem Rechten sehen. Dass das Deck eine große Baustelle werden würde, wussten wir bereits. Die an Deck gelagerten Bäume (Großbaum und Spibaum) haben wir ins Innere des Bootes gebracht. Alle Riggthemen wollten wir später mit der Werft durchsprechen. Das stehende Gut, also Wanten und Stagen müssten auf jeden Fall erneuert werden.
Im Inneren des Bootes galt wie im Wasser auch an Land der erste Blick in die Bilge. Hilfe, Wassereinbruch! Zugegebenermaßen ist das an Land nicht so dramatisch und bei älteren Booten mit durchgestecktem Mast eher die Regel. Der Mast lagerte allerdings bereits in der Halle und das Loch, wo der Mast stand, war mit einer Tüte und einem Fender abgedichtet worden. Wir lenzten die ca. 20 Liter (Regen-)Wasser und müssten also zukünftig beobachten, wo das Wasser ins Boot gelangt.
Der Geruch unter Deck war zwar nicht schlimm, aber auch nicht besonders gut. Eine ausgiebige, intensive Reinigung stand aber bereits auf der ToDo-Liste ebenso wie eine Erneuerung der Polster. Dass musste allerdings warten, bis wir im Norden angekommen wären. 
Ansonsten war im Boot alles, wie wir es im Mai zurückgelassen hatten. Nur eines war neu…

…an der Salondecke an Backbord waren braune Wasserlaufspuren und feine Risse in der Decke. Wir hatten beim Kauf bereits einige Haarrisse im Deck von Außen gesehen, hatten damals allerdings gedacht, dass diese nur in der äußeren Schicht des Sandwichdecks waren. Der Schaden ist bereits dem 1. Eigner entstanden, als ein Kranausleger auf das Boot fiel. Der Schaden wurde von einer Werft (offensichtlich unzureichend) repariert und das Boot segelte daraufhin 30 Jahre ohne Probleme (abgesehen von den feinen Haarrissen) durch die Ostsee. Wir hatten uns beim Kauf gesagt, dass wir das im Zuge der Decksanierung reparieren würden. Doch mit dem Wissen, dass wir von beiden Seiten reparieren müssten und der Kern des Decks womöglich nass sein könnte, hatte ich  (Felix) in der Folge schon einige schlaflose Nächte. Diese Reparatur würde die größte Herausforderung werden und bis wir die schadhaften Stellen nicht geöffnet hatten, wussten wir auch nicht wie schlimm es wirklich sein würde. Doch damit mussten wir uns zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen, denn zunächst stand der große Umzug in den Norden an. 

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