2025-07-12 Blogpost #045 Jassy & Felix

(Stimmungs-)Tief auf Laesø

Nach 6 Tagen auf Anholt geht es für uns weiter nach Laesø (ca. 51 sm), einer weiteren Insel im Kattegat, wo wir mal wieder einen durchziehenden Sturm abwettern müssen. Langsam schlägt das sich permanent rasant abwechselnde Wetter auf die Stimmung.

Nach dem gestrigen Ereignis mit dem Charterboot, das beinahe in uns gecrashed wäre, war uns beiden etwas mulmig und die Nacht war kurz. Die heutige Segeletappe sollte zwar einfach aber ziemlich lang werden, also starteten wir mit dem ersten Morgengrauen um kurz nach 4 Uhr. Das Ablegen klappte gut und wir schafften es fast noch, das Segel im Vorhafen hochzuziehen, aber letztlich dauerte es doch bis wir wieder in den Wellen vom Vortag stampften. Als wir die vorgelagerte Untiefe endlich passiert hatten, stellten wir das erste mal die Windsteueranlage ein und es klappte wirklich hervorragend. Während der elektrische Autopilot bei Wellen oder viel Wind wirklich nur rumeiert, dass es unerträglich ist, schaffte die Windsteueranlage es, beides perfekt auszusteuern. Während die Windsteueranlage nach dem Wind steuert, steuert der elektrische Autopilot nach dem Kompass, das heißt aber auch, dass wenn der Wind dreht, sich unter Windpilot auch unser Kurs ändert. Man muss also ein Auge darauf haben. Außerdem ist der Windpilot absolut lautlos, wirklich toll. Wir hoffen, den Windpilot nun öfter auf großen Überfahrten nutzen zu können.
Bei dieser Überfahrt kamen wir endlich mal zum Hören eines Hörbuchs, was eine wirklich schöne Abwechslung war, denn so richtig fit waren wir beide nicht.  
Als wir gerade die Insel Laesø querab hatten, frischte der Wind nochmals ordentlich auf, plötzlich rauschten wir mit über 7 kn Richtung Ziel durch türkises Wasser. Glücklicherweise waren nun hinter der Insel auch die Wellen weg, aber die 12h Fahrt und kaum Schlaf steckten uns in den Knochen, sodass wir wirklich froh waren als wir endlich im Hafen fest waren. 
Bevor wir irgendetwas von der Insel erkunden konnten, mussten wir erstmal etwas Schlaf nachholen. Die Wetteraussichten waren wieder mal deprimierend, entweder sitzen wir gleich über 10 Tage fest oder wir fahren nach 4 Tagen, aber die Entscheidung sollte die Insel uns abnehmen.

“Laesø, was für eine tolle Insel!”, haben wir oft zu hören bekommen. Vor uns hat sich die Schönheit der Insel leider überwiegend versteckt gehalten. Dies kann jedoch auch wieder an den zwei Tiefs liegen, die über uns hinwegfegten und dadurch jegliche Aktivitäten auf der Insel unattraktiv machten. Das Getöse zerrt mittlerweile stark an den Nerven und es ist so schade, die tollen Strände nicht nutzen zu können. Wir haben den Hafen in Østerby gewählt, der neben dem Fischereihafen liegt. Hier wurden die Stege größtenteils neu gestaltet. Als wir ankamen, war noch viel frei und wir konnten längs liegen. Nebenan schließt sich direkt ein schöner Strand mit Dünen und türkisem Wasser an. Ein Einkaufsladen ist um die Ecke und frischen Fisch gibt’s ebenfalls. Der Hafen scheint besonders gern von Schweden angesteuert zu werden, zumindest waren sie deutlich in der Überzahl. Die Zahl der deutschen Boote nimmt so weit im Norden dagegen erkennbar ab. An den Stegen standen überall Holztische und Grills, die die Schweden auch gerne in Beschlag nahmen. Diese Plätze wurden dann mit Tischdecken, Blumensträußen, Liegestühlen, Klapprädern und sogar Katzenfutter bestückt. Das hatte ich so noch nie gesehen und war ganz fasziniert. 
Wir gestalten die stürmischen Tage so gut es ging. Planung, Orga, Wäsche waschen, einkaufen, aufräumen, kochen, Jill bespaßen und Blog schreiben nahmen einen großen Teil der Zeit in Anspruch. Dazwischen machten wir mal einen Spaziergang am Strand (wo wir eine Robbe auftauchen sahen) sowie eine Runde zu einem Haus, das mit Tang gedeckt war. Dies war damals auf der Insel eine gängige Methode. Auf dem Rückweg durch Wald- und Wiesenlandschaft wurden wir von Fliegen förmlich attackiert. Mindestens 30 Stück umflogen uns und ließen sich auch durch fuchteln und rennen nicht abschütteln. Eigentlich schade, denn zum Schluss führte der Weg durch eine lange Ansammlung von Rhododendron Büschen, die wir aber kaum wahrnahmen. Zurück am Hafen hatte der starke Wind zumindest den Vorteil, dass die Fliegen keine Chance hatten. 

Ein andermal nahmen wir den Gratisbus, um ein wenig was von der Insel zu sehen. Zuerst ging es zum anderen Hafen in Vesterø, wo auch die Fähren anlegen. Als wir ausstiegen, pustete der Wind uns fast um. Es war echt krass und wir drehten nur eine schnelle Runde um das Hafenbecken. Hier liegt man an Mooringleinen und ich vermute, dass bei schönem Wetter hier auch mehr Trubel herrscht als bei unserem Hafen. Danach ging es mit dem Bus noch in den Hauptort der Insel, Byrum. Dort bestiegen wir einen Aussichtsturm, gingen einkaufen und verbrachten die restliche Zeit bis zur Abfahrt auf dem Spielplatz. Jill krabbelte wie eine Wilde über die Wiese und hatte sichtlich Spaß! Ich hatte mir irgendwie etwas mehr von dem Örtchen versprochen, aber außer einem Museum haben wir nicht viel mehr entdeckt. So war es auch okay, gleich wieder zum Hafen zurück zu fahren. Mittlerweile hatte der Sturm dort auch ganze Arbeit geleistet. Das vorderste Segelboot sowie der Steg wurden mit Sand vom Strand zugeweht. Allein die Durchquerung dieser Stelle reichte aus, um tausende Sandkörner an der Kopfhaut kleben zu haben. Das kannte ich eigentlich nur von langen Strandtagen als Kind. Auch die Wellen brachen sich mit einer derartigen Wucht, dass die Gischt vom Wind über die Hafenmole geweht und auf den Booten verteilt wurde und alles mit salziger Kruste bedeckte. Am letzten Tag, den wir ausnahmsweise mal nur mit mäßigem Wind verbrachten, haben wir deshalb erstmal alles mit Süßwasser abgespritzt. Vor allem Sprayhood, Kuchenbude und Leinen hatten es dringend nötig! Aber auch zwei Stunden Strand waren am Nachmittag endlich drin. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen an den Dünen und genossen die Zeit …wenn Jill nicht gerade jetzt so gar keine Lust auf Strand gehabt hätte. Nicht mal die Lieblingsflips konnten ihre Laune bessern. Also Felix und ich abwechselnd im Wasser geschwommen, während der Andere ein quengelndes Kind beaufsichtigen durfte. Im Wasser war es wieder einfach herrlich, zwar anfangs kalt, aber dann wollte man nicht mehr raus. Am Abend hatte ich mir fest vorgenommen, wenigstens einmal den Sonnenuntergang anzugucken. Dies ließ sich von hier aus nämlich super machen, die Sonne geht genau im Wasser unter. Es war ein schöner Moment und ich war froh, heute noch einen richtig schönen Abschluss mit der Insel gefunden zu haben. Fast tat es mir leid, schon wieder zu fahren, aber der nächste Sturm stand schon bevor und davon hatten wir hier eindeutig genug gehabt.

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