2024-07-27 Blogpost #022 Felix

Das Deck IV (Finale)

Das Deck war unsere Hauptbaustelle bei diesem Refit. Die ersten drei Blogbeiträge hierzu handelten vom strukturellen Wiederaufbau und der Lackierung. Dieser Beitrag thematisiert nun die Erneuerung der Fenster und Luken, die Deckhardware sowie den Anti-Rutschbelag. Damit hatten wir dieses Großprojekt endlich erfolgreich beendet!

Nachdem das Deck final lackiert und geschlossen war, mussten nun wieder Löcher gebohrt bzw. größere Öffnungen für die Fenster und Luken gesägt werden. Zuerst wollten wir die neuen Luken einbauen, um das Boot wieder verschließen zu können. Der Ausschnitt für die Vorschiffsluke passte bereits, der für die Mitschiffsluke musste jedoch noch etwas angepasst werden. Nach unserer Erfahrung aus dem Mittelmeer änderten wir zudem die Öffnungsrichtung der Mitschiffsluke, sodass beide Luken nun nach vorne öffnen. Zwar kann man so bei Regen oder auf See nicht so gut lüften, hat jedoch am Ankerplatz einen guten Durchzug, was insbesondere im Sommer bei Hitze essenziell ist. 

Die Löcher für die Schrauben hatten wir bereits vor der Lackierung ausgebohrt und mit Epoxy verfüllt, sodass der Sandwichkern bereits geschützt war und wir nur die normalen Schraubenlöcher vorbohren mussten. Abgedichtet haben wir die Luken mit Butyl. Das hat eine bessere Dichtwirkung als Sikaflex und andere Silikone und kann zudem bei Bedarf leichter entfernt und erneuert werden. Auch unsere Deckslüfter und übrige Hardware haben wir mit Butyl abgedichtet, nur die Abdeckungen unseres Vorstags und die Püttinge haben wir mit Pantera abgedichtet. Für unsere Beschläge, also die Klemmblöcke, Genuaschienen und Winschen sowie die Fallenumlenkung, sind unter Deck Rezesse vorgesehen, an denen kein Schaumkern vorhanden ist. Die Hardware wird also durchgebolzt und von Innen mit Unterlegscheiben und selbstsichernden Muttern angeschraubt. Theoretisch gibt es für die Rezesse noch Teakabdeckungen, die wir aber bislang noch nicht wieder montiert haben.
Wir haben alles, was wir neu angebaut haben, mit neuen Schrauben und Muttern aus V4A Edelstahl montiert und sowohl Schrauben als auch Hardware mit Butylrundschnur umwickelt. Überschüssiges Butyl kann man sehr einfach wie Knete entfernen oder mit Spiritus wegwischen. Bislang gibt es an keinem unserer so montierten Beschläge irgendwelche Lecks. 
Unsere zwei neuen Solarlüfter benötigten ein etwas größeres Loch im Deck, welches wir leider nicht mit der Stichsäge aussägen konnten, da das Deck an den Stellen inkl. Kern zu dick war. Mit Akkubohrer und Dremel gelang es trotzdem, ausreichend große Ausschnitte herzustellen. Den Kern versiegelten wir vor dem Einbau mit etwas Epoxy, wobei man sagen muss, das unser Deckskern aus einem geschlossenporigen Magnesiumsilikatschaum besteht, der nicht sehr anfällig für eindringendes Wasser oder Schimmel ist.

Bei unseren Seitenfenstern, die fest verbaut und nicht zu öffnen sind, wagten wir uns an eine neue Technik. Die alten Fenster waren aus einfachem Glas und saßen in Aluminiumrahmen. Die Alurahmen waren von außen und innen miteinander verschraubt und klemmten so Fenster und Deck ein. Fenster sind bei Booten oft undicht, im Grunde konnten wir mit der neuen Technik eigentlich nichts verlieren. Als Material für unsere neuen Scheiben wählten wir klares Polycarbonat in 5 mm Stärke, welches wir online als Zuschnitt bestellten und diesen Zuschnitt dann entsprechend auf unsere Ausschnitte anpassten. Ob man Acrylglas oder Polycarbonat verbaut, ist wohl eine Glaubensfrage. Polycarbonat ist kratzempfindlicher, dehnt sich aber bei Temperaturschwankungen weniger stark aus und ist zudem deutlich bruchfester (>30x  bruchfester als Sicherheitsglas). Für Seeschlag gefährdete Fenster sieht der Germanische Loyd zumindest Polycarbonatscheiben vor, unsere Wahl kann also nicht so verkehrt sein. 
Zuvor hatten wir ja bereits geschrieben, dass wir für die Fenster Vertiefungen einlaminiert haben, um diese zumindest etwas versenkt einbauen zu können. Nachdem die Größe der Scheiben passte, klebten wir die Fenster von Innen ab und lackierten die Randflächen schwarz, damit man die Klebestellen später nicht von Außen sieht. Anschließend beklebten wir den Flansch des Deckes mit VHB-Tape. Das 3 mm dicke, doppelseitige Klebeband weist eine gute Dehnfähigkeit aus, sodass es auch hält wenn sich die Scheiben in der Sommerhitze ausdehnen. Nun setzten wir die Scheiben vorsichtig auf das Tape auf. Man hat dabei nur einen Versuch, ein Ausrichten der Scheibe ist ab dem ersten Kontakt nicht mehr möglich. Obwohl die Scheiben schon dann sehr fest sitzen (50% Haltekraft), ist die Endhaltekraft erst nach ein paar Wochen erreicht. Das unsere Scheiben aufgrund des Decks eine leichte Biegung brauchen stört nicht, das Klebeband hält alles bombenfest an seiner Stelle. Das Klebeband an sich dichtet auch bereits die Scheiben ab, aber der Rand zwischen Scheibe und Deck soll dennoch mit einer Dichtmasse zusätzlich abgedichtet werden. Da die Scheibe bereits fest verklebt ist, muss man bei der Materialwahl nicht auf Klebeigenschaften schauen sondern kann sich auf die dichtende Wirkung unter allen Bedingungen konzentrieren. Wir verwendeten ein spezielles Silikon, das auch zum Verkleben von Fenstern bei Wolkenkratzern verwendet wird und eine besonders hohe Dehnfähigkeit und Beständigkeit hat. Mit Silikon hat man eigentlich immer Sauerei, daher muss man vorher abkleben und sich entsprechend Tücher und Handschuhe bereit legen.

Bleibt als letzte Öffnung nur noch die Schiebelukgarage. Diese hatten wir für das Refit abmontiert und Zuhause wieder schick gemacht. Einige Löcher waren ausgerissen und auch auf dem Schiebeluk war ursprünglich Teak verbaut, welches wir ebenso entfernt haben. Die Garage bekam daher sozusagen die komplette Prozedur des Decks im Kleinen. Vor der Montage wurden bereits die Halterungen für die spätere Rettungsinsel sowie die Instrumente und Anzeigen montiert und die Kabel gezogen. Da die Garage nicht perfekt auf dem Deck auflag, wurden die unteren Ränder mit Moosgummidichtbändern beklebt. Im Grunde ist aber klar, dass hier auch mal Wasser drunter laufen kann, dafür gibt es vier Stellen zum Ablaufen. Auch für die Schiebelukgarage hatten wir die Löcher mit der Drill-fill-drill-Methode bereits vorbereitet und konnten diese nun auf das Deck schrauben.

Nachdem alles montiert war, senkten wir die Plane über den Winter etwas ab (flacher über das Deck) um bei Sturm, Schnee und Regen weniger Angriffsfläche zu bieten und um unsere Relingsstützen etwas zu entlasten. Erst ein halbes Jahr später haben wir die Plane endlich wieder gelüftet und die finalen Arbeiten an Deck konnten in Angriff genommen werden.

Jetzt, wo das Boot im Wasser ist und teilweise auch schon sehr kräftigem Regen und Wind ausgesetzt war, können wir glücklicherweise sagen, dass alles absolut dicht ist. Darüber sind wir sehr froh, denn leckende Scheiben oder Bolzen reduzieren den Wohlfühlfaktor an Bord erheblich.
Nun stand noch der Auftrag des Antirutschbelags an, denn unsere lackierte Decksfläche war spiegelglatt. Leider mussten zu diesem Zeitpunkt noch einige andere Dinge erledigt werden, sodass dieses Projekt nicht bei idealen Bedingungen umgesetzt werden konnte. Außerdem dauerte wieder mal alles erheblich länger als ursprünglich geplant, auch da Jasmin hier kaum unterstützen konnte.
Im ersten Schritt mussten wir uns ein Layout für die Kiwigrip-Flächen (Antirutschfarbe) überlegen und dieses sauber abkleben. Da man das Klebeband unmittelbar nach dem Farbauftrag entfernen sollte, mussten wir alle Flächen mit zwei Seiten doppelt abkleben und zu guter Letzt auch noch schöne Rundungen etc. schneiden. Insgesamt verklebten wir über 150m Klebeband – entsprechend dauerte das fast einen ganzen Tag. Nachdem alle Flächen abgeklebt waren, mussten die zu beschichtenden Flächen mal wieder angeschliffen werden, damit die neue Farbe gut haften konnte. Bevor sich nun jemand fragt, warum wir die Flächen dann überhaupt lackiert haben: Die Anweisung auf dem Produkt lautet, die Flächen müssen bereits versiegelt und entsprechend geschützt sein. Das Anrauen der großen Flächen ging mit der Maschine recht fix, nur die Randflächen mussten vorsichtig von Hand vorbereitet werden. Am Abend konnte mich Jasmin dabei wieder etwas unterstützen, sodass ich gegen 19 Uhr dann doch noch anfangen konnte, Kiwigrip auf die ersten Bereiche aufzubringen. Die Farbe kommt in praktischen Quetschbeuteln und wird anschließend mit einem Zahnspachtel gleichmäßig verteilt. Dann rollt man mit einer speziellen Rolle eine Struktur in die Oberfläche. Je nach Umgebungsbedingungen und Roll-Dauer erhält man eine unterschiedlich agressive Struktur. Bis 22 Uhr schafften wir die Bug- und die mittlere Sektion auf dem Kajütdach.
Am nächsten Morgen war leider ordentlich Tau auf dem Deck und die Farbe war nicht gut getrocknet. Glücklicherweise trocknete die Sonne die Farbe im Laufe des Tages doch noch ordentlich und die Oberfläche hat ausreichend Grip. Dieser ist aber nicht scharfkantig, also eigentlich für diese Bereiche perfekt. Am Nachmittag beschichteten wir die übrigen Flächen, obwohl für den kommenden Tag keine guten Trocknungsbedingungen angesagt waren. Aber die Zeit bis zum Krantermin lief uns weg und auch das Klebeband wurde mit jedem Tag in der Sonne und bei Nässe schlechter. In den Laufflächen rollte ich etwas später nochmals eine agressivere Struktur in die Bereiche, was auch gut funktionierte. Am nächsten Morgen schüttete es allerdings wie aus Eimern und die Farbe wurde lange Zeit nicht richtig trocken. Insbesondere dadurch ist das Ergebnis sehr unterschiedlich ausgefallen und auch das Klebeband ließ sich nur schwer entfernen. Aber auch hier haben wir Glück gehabt, denn am Ende wurde die Farbe fest und die Struktur ist sehr griffig. Tatsächlich ist sie so griffig, dass man aufpassen muss, sich nicht aufzuscheuern. Aber ich denke, das wird sich mit der Zeit legen, außerdem ist es ein Laufbereich, da ist es gut wenn man nicht ausrutschen kann.

Letztlich sind wir sehr zufrieden, wie alles geklappt hat. Auch optisch ist das Ergebnis sehr gut geworden, wobei sich noch zeigen wird, ob alles Sonne und Nässe übersteht und wie es sich reinigen lässt. Auf jeden Fall schließt sich damit ein sehr großes Kapitel des Refits für uns und wir sind sehr stolz! Obwohl Ihr nun bereits gesehen habt, dass unser Boot schwimmt, gibt es noch so einige Schritte auf dem Weg dahin, über die wir Euch in den kommenden Posts noch erzählen werden.

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