2024-07-13 Blogpost #021 Jassy
Frauensegeln in Glücksburg
In diesem Beitrag möchte ich Euch von meiner Ladies Sailing Week vom DHH berichten. Diese fand vom 19.09.-23.09.2022 an der Hanseatischen Yachtschule in Glücksburg statt und war, wie der Name bereits vermuten lässt, ein Kurs nur für Frauen. Ich habe diesen speziellen Kurs gewählt, weil ich das Konzept, nur unter Frauen zu segeln, sehr spannend fand. In meinen bisherigen Kursen (SBF-See und SRC) war ich bisher die einzige weibliche Teilnehmerin gewesen. Nach einer tollen Woche mit sehr netten Mitstreiterinnen kann ich diesen Kurs bestens weiterempfehlen.
Am Sonntag Abend startete unsere gemeinsame Woche mit einem Abendessen in der Yachtschule. Die meisten Teilnehmerinnen hatten sich dort auch für die Woche über einquartiert, es gab aber auch die Option, anderweitig zu übernachten. Mittag- und Abendessen war für alle Teilnehmerinnen inbegriffen. Soweit ich es in Erinnerung habe, war ich die Einzige, die keine weite Anreise hatte und somit Zuhause übernachten konnte. Alle anderen kamen aus ganz Deutschland verteilt und auch die Altersspanne war recht groß. Die Motive der Teilnehmerinnen waren ganz unterschiedlich. Die Einen wollten einfach neue Erfahrungen sammeln. Andere hatten zusammen mit ihrem Mann ein Boot und wollten gerne mehr Verantwortung übernehmen bzw. merkten, dass die Kommunikation in manchen Situationen nicht gut klappt. Da kann es besser sein, einen neutralen Kurs zu buchen als wenn der Partner versucht, Herangehensweisen zu erklären. Wieder andere wollten mehr Sicherheit im Segeln erlangen. In einem Punkt waren wir uns jedoch alle einig: Wir waren gespannt, ob ein reiner Frauenkurs funktionieren oder ob es zu anstrengenden Zickereien kommen wird. Nach einem Rundgang über das Gelände und einem Überblick, was uns in der kommenden Woche alles erwarten wird, stieg die Vorfreude auf Montag.
Der Plan sah vor, dass Theorie und Praxis je nach Wetterlage im Wechsel drankommen sollten. Am Ende der Woche hatte jede die Möglichkeit, mit einer kleinen Prüfung den Segelgrundschein erlangen zu können. Gesegelt wurde auf sogenannten Folkebooten. Die Besetzung der Boote bestand immer aus drei Frauen und einem Lehrer (die konnten auch männlich sein 😉 ). Mein Segellehrer hieß Martin und es hat uns dreien richtig gut mit ihm gefallen. Für Mitte September hatten wir Glück mit dem Wetter, es war stellenweise sogar richtig warm und die meiste Zeit blieb es trocken. Auch von Sturm blieben wir verschont. Am Montag haben wir uns zunächst in unser Ölzeug gepackt und jedes Team hat sein Boot erstmal kennengelernt: Wie wird was bezeichnet, was brauchen wir alles, Sicherheitsaspekte, wie schlage ich die Segel an und vieles mehr. Die Folkeboote sind etwa 7,60 m lang, 2,20 m breit und haben einen Tiefgang von etwa 1,20 m. In unserem Fall gab es keinen Motor, das bedeutet, sie müssen per Hand aus der Box am Steg manövriert werden. Das war für mich etwas ganz Neues! Auch die Segel müssen vor jedem Ablegen angeschlagen und nach jedem Anlegen wieder heruntergenommen werden. Allein dafür geht (bei Ungeübten) doch einige Zeit drauf! Leider wurden wir am Montag von einem nahenden Gewitter überrascht, so dass wir an diesem Tag noch nicht herausfahren konnten. Dafür gab es dann ein wenig Theorie.
Am Dienstag ging es dafür gleich in die Boote und wir konnten loslegen. Zunächst das Vorsegel anschlagen. Dazu müssen sogenannte Stagreiter in das Vorstag eingehakt werden, damit das Vorsegel hochgezogen werden kann. Auch hierbei kann man bereits etwas falsch machen, wie wir feststellen mussten: Die Stagreiter müssen in der richtigen Position eingefädelt werden, sonst lässt sich das Segel später nicht hochziehen. Zum Rausfahren aus dem Hafen blieben die Segel jedoch zunächst unten. Nachdem mit den anderen Booten ausgemacht wurde, in welcher Reihenfolge ausgelaufen wird, warteten wir, bis wir an die Reihe kamen. Das hatte den Vorteil, dass wir erstmal zugucken und ggf. aus Fehlern lernen konnten. Das Abstoßen und Entlanghangeln an den Dalben war doch komplizierter und anstrengender als gedacht! Irgendwann hatten wir es jedoch an unsere vorgesehene Boje geschafft. Dort wurde dann das Großsegel gesetzt und wir konnten aus dem Hafen hinaus auf die Flensburger Förde segeln. Ein schönes Gefühl! In der Nähe der Ochseninseln gewöhnten wir uns erst einmal an die Steuerung des Bootes, wie es reagiert, wie es im Wasser liegt etc. Gesteuert wurde immer im Wechsel, die anderen beiden übernahmen die Leinen. Die Steuerfrau war gleichzeitig auch die „Chefin“ und gab die Kommandos. So fuhr jede von uns auch ein paar Halsen und Wenden. Irgendwann war es jedoch an der Zeit, wieder in den Hafen zurückzukehren. Dort wurde zunächst wieder an einer Boje festgemacht, um die Segel zu bergen. Danach mussten wir uns wieder an den Dalben entlang in die Box hangeln. Dort angekommen, muss dann das Vorsegel abgenommen und das Großsegel festgezurrt und unter der Persenning verstaut werden. Ein ganz schöner Act!
Mittwoch Vormittag war leider Flaute, von daher nutzen wir die Zeit für ein wenig Theorie. Für den Theorieteil gab es ein eigenes Heft zum Nachlesen sowie eine Präsentation, anhand derer beispielsweise Ausweichregeln, Manöver wie Wende und Halse oder Kurse zum Wind durchgenommen wurden. Auch Knotenkunde stand natürlich auf dem Programm, so auch heute. Danach hatten wir noch Zeit, um ein paar Boote im Hafen besichtigen zu können. Nachmittags wurden die Bedingungen besser und wir konnten wieder raus aufs Wasser. Wir hatten viel Spaß und wurden mit der Zeit immer sicherer mit unseren Manövern.
Der nächste Tag hat mir gezeigt, dass Segeln auch anstrengend ist. Am Nachmittag war ich richtig erledigt und habe irgendwann überwiegend an meine beiden Crewmitglieder abgegeben. Zum Glück waren die beiden noch etwas fitter! Ich habe mich auch ein paar Mal bei dem Gedanken ertappt, dass ich froh bin, dass wir einen Elektromotor und eine Vorsegelrollanlage an unserem Boot haben werden. Das erleichtert dann doch einiges! Am Abend stand dann auch noch ein wenig Lernen auf dem Programm, wobei ich das sehr kurz gehalten habe. Die Müdigkeit kam einfach zu schnell.
Am Freitag Vormittag stand dann die Prüfung an. Wie immer vor Prüfungen, war die Stimmung ein wenig angespannt. Diese war aber glücklicherweise gut machbar und wir bestanden alle mit Erfolg. Im Anschluss ging es ein letztes Mal rauf aufs Wasser. Mittlerweile klappten die Abläufe schon routiniert und wir genossen noch einmal das Segeln über die Flensburger Förde. Am Ende waren wir alle etwas wehmütig und hätten am liebsten noch um eine Woche verlängert. Die Sorge vom Anfang, ob sich so viele Frauen auf einem Haufen gut verstehen würden, hat sich zumindest bei uns als völlig unbegründet erwiesen. Am Abend blieb ich noch mit den anderen in der Yachtschule und wir feierten den Abschluss einer gelungenen Woche.
Allen interessierten Seglerinnen oder die, die es werden möchten kann ich einen solchen Kurs voll empfehlen. Auch wenn man als Paar segeln möchte kann es Sinn machen getrennte Kurse zu besuchen. Auch wenn Felix die meisten Themen am Boot plant, freue ich mich nun verschiedene Lösungen besser mit ihm diskutieren zu können und weiß auch was zu tun ist, sollte Felix beim segeln mal ausfallen. Ich freue mich schon wenn wir endlich mit unserem Boot aufs Wasser können.
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