2024-08-10 Blogpost #023 Felix

Kleinkram macht auch Mist

Ein Refit ist eine aufregende Zeit, in der große Veränderungen anstehen und das Potenzial für Verbesserungen schier endlos ist. Während wir uns oft auf die großen To Do`s konzentrieren – wie die Überholung der Elektrik oder die Neugestaltung des Innenraums – gibt es eine Vielzahl kleiner Nebenprojekte, die oft sogar den Großteil der Zeit einnehmen. Diese kleinen Aufgaben mögen unscheinbar erscheinen, doch sie können in der Summe einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg des gesamten Projekts haben. Einige dieser Nebenprojekte möchten wir Euch heute gerne vorstellen.

Wenn man sich To-Do-Listen schreibt, konzentriert man sich oft auf die großen Projekte und fragt sich am Ende des Tages, warum man kaum etwas abstreichen konnte. Oft liegt das daran, dass die Aufgaben zu groß sind oder dass sich viele kleine Aufgaben dazwischen drängen, die man „mal eben“ erledigt. Diese kleinen Aufgaben, wie Vorbereitungen, Aufräumen oder das Planen von Projekten, können schnell viel Zeit in Anspruch nehmen.

Ein solches kleines Projekt war die Isolierung der Seitenwände in unserer Vorschiffskoje. Zunächst musste der passende Schaumstoff mit geschlossenen Zellen gefunden werden – robust, ansprechend und natürlich auch kostengünstig. Im nächsten Schritt überlegten wir, wie wir den Schaumstoff befestigen könnten. Die Lösung war ein spezieller Sprühkleber. Das Zuschneiden und Anbringen der Schaumstofffliesen dauerte dann jedoch viel länger als erwartet, da an Bord viele komische Winkel zu berücksichtigen sind. Das Ergebnis sollte schließlich auch optisch ansprechend sein.
Nachdem alles fertig war, musste natürlich aufgeräumt und geputzt werden, denn ohne Ordnung ist kein Platz für das nächste Projekt. Positiv zu vermerken ist, dass wir bei diesem Projekt einen sichtbaren Fortschritt erzielt haben und die Isolierung sich bisher voll bewährt hat.

Wenn man Projekte an einem Segelboot selbst in die Hand nimmt, hat man im Grunde wenig zu verlieren. Die meisten Dinge kann man einfach nochmal machen, wenn man scheitert. Dennoch ist es wichtig, Dinge nicht zweimal machen zu müssen und Nacharbeiten zu vermeiden. Leider kamen wir bei unserer Küche nicht drum herum einiges nachzuarbeiten. Um unsere neue Arbeitsplatte zu schützen, hatten wir sie während des Refits mit Plastikfolie abgehängt. Leider bildete sich unter der Folie Kondenswasser, das die Holzoberfläche in Mitleidenschaft zog. Schlimmer noch, die Herdabdeckung verzog sich dadurch. In der Folge recherchierte ich stundenlang, wie ich dem entgegenwirken könnte und ob das Ganze reparabel sei. Dieser Rückschlag kostete uns sicher 3 bis 4 volle Arbeitstage und im besten Fall wird das Ergebnis danach nicht mehr sichtbar sein. Später stellte ich zudem fest, dass sich der spezielle Konstruktionskleber von der Arbeitsplatte gelöst hatte, was bedeutete, dass ich die Platte an mehreren Stellen aufwändig befestigen musste. Immerhin konnte ich einige Lehren aus diesem Rückschlag ziehen. Zukünftig würde ich wohl einige Dinge anders machen, sollte ich nochmals eine Küche für ein Boot bauen müssen.

Ein weiteres Nebenprojekt war die Erneuerung unserer Schranktüren. Im Laufe der Jahre haben einige Oberflächen stark gelitten. Da die Materialien aber qualitativ hochwertig sind, ließ sich das mit etwas Fleiß und Schleifpapier gut beheben. Dieser Vorteil alter Boote kam uns schon oft zu Gute. Ein positiver Nebeneffekt dieses Projekts war, dass wir dies Zuhause erledigen konnten und mal nicht in unserer „dunklen Bootshöhle“ am Werk waren. Nachdem alle Türen geschliffen waren, bearbeiteten wir sie mit speziellem Teaköl. Zusätzlich zum optischen Kontrast kann das Holz noch atmen, was zu einem guten Raumklima beiträgt.

Ebenfalls Zuhause konnten wir diverse Spleißarbeiten durchführen. Was das Thema Spleißen angeht bin ich blutiger Anfänger. Mit ein paar Youtube-Videos und ein bisschen Übung konnte ich allerdings schnell ein paar Softschäckel aus Dyneema herstellen. Außerdem spleißte ich unser Ankertau an unsere Ankerkette und an das Ende des Ankertaus einen Ring. Die Ankerkette wird im Ankerkasten mit einer Lasching verbunden, um im Eifer des Gefechts nicht mal aus Versehen den Anker zu verlieren. Ich hoffe, nach dem Refit noch mehr Zeit zum Spleißen zu haben- Anwendungen gibt es an einem Boot definitiv zu Genüge!

Die richtig schönen Nebenprojekte wurden zum Ende des Refits immer mehr. Darunter fällt zum Beispiel das Anbringen und Kalibrieren unserer neuen Messinstrumente für Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und die Uhrzeit. An diesen Geschenken erfreuen wir uns immer, wenn wir im Boot sind. Auch unser neuer Tisch ist Gold wert und super praktisch. Wie so häufig war auch hier die Montage der Halterungsplatte ein Krampf und dauerte viel länger als geplant, aber es hat sich definitiv gelohnt.  Uns gefällt das Konzept, den Tisch bei Bedarf so zu drehen und zu schieben bzw. aufzuklappen wie wir ihn eben brauchen. Außerdem nimmt er nur sehr wenig Platz ein und kann sogar zusätzlich im Cockpit verwendet werden. Dazu haben wir im Cockpit eine zweite Aufnahmeplatte für den Fuß angebracht.

Diese Projekte zeigen natürlich nur einen sehr kleinen Ausschnitt der ganzen Nebenbaustellen, die an Bord während des Refits angefallen sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man für die kleinen Dinge, die bei einem Bootsrefit anfallen, genügend Zeit einplanen sollte. Von Vorteil für die Motivation ist dafür, dass sich die kleinen Projekte oftmals in relativ kurzer Zeit abschließen lassen.

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