2025-02-22 Blogpost #034 Felix

Polieren oder lackieren

Wir möchten kein langweiliges weißes Standardboot, das war der Plan schon vor dem Kauf unseres Bootes. Letztlich muss man aber verschiedene Aspekte abwegen. Was uns letztlich dazu bewogen hat (noch) nicht den Rumpf zu lackieren lest Ihr in diesem Beitrag. Außerdem soll unser Boot künftigt nicht nur vom Wind angetrieben, sondern auch gesteuert werden, auch dazu erzählen wir mehr in diesem Blogpost.

Mal abgesehen davon, dass wir in diesem Projekt wirklich genug lackiert haben und einfach keine Lust mehr darauf haben, gibt es noch einige weitere Gründe den Rumpf zu belassen wie er ist.
Das Überwasserschiff ist nun wirklich die letzte Baustelle bevor es mit dem Boot ins Wasser geht, aber die Zeit rennt. Der Krantermin ist nur noch 2 Monate entfernt und die Wetterverhältnisse und Umgebungsbedingungen lassen eine gute Lackierung in Eigenarbeit nicht zu. Die Alternative einer Folierung erscheint in Eigenarbeit ebenfalls schwierig. Eine Anfrage bei Wrede Yachtlackierungen hinsichtlich einer Folierung sind ernüchternd, denn aufgrund des Alters unseres Boots müssten für eine Folierung derart umfangreiche Vorbereitungsarbeiten durchgeführt werden, sodass auch gleich lackiert werden könnte und der Preis für das Eine oder das Andere ist außerhalb unseres Budgets, insbesondere da es nur um die Optik, weniger um die Funktion geht.
Etwas ernüchtert prüfen wir also, inwiefern unser zu dem Zeitpunkt ziemlich mattes Gelcoat wieder aufgearbeitet werden kann.
Das Gelcoat ist eine Art Trennschicht die während dem Bootsbau in die Negativform des Rumpfes gespritzt wird, darauf baut dann das strukturelle Laminat auf. Das Gelcoat schützt später das Laminat einerseits vor UV-Strahlen, und bildet andererseits eine dauerhaft wasserdichte Schicht. Natürlich altert aber auch Gelcoat mit der Zeit und „kreidet aus“ und auch kleine Beschädigungen in Folge von Kollisionen oder Ähnlichem sind schwerer zu reparieren.
Wie sich aber herausstellt, lässt sich unser Gelcoat noch sehr gut aufarbeiten. Zum einen ist das Boot in erster Linie nach 3 Jahren an Land einfach nur sehr dreckig und zum anderen hat der Gelcoat noch überall eine ausreichende Schichtstärke und kann somit poliert werden. Offensichtliche Schäden gibt es bei uns zwar keine, aber einige Löcher im Oberwasserschiff müssen wir trotzdem mit Gelcoat neu beschichten.
Aber der Reihe nach: zunächst gilt es alle Löcher zu schließen bzw für eine Gelcoat Beschichtung vorzubereiten. Tatsächlich haben wir alle Löcher bereits von Innen laminiert und großteils von außen gespachtelt. Nach einem kurzen Anschäften der Schadstellen, laminierten wir zwei Schichten Glasfaser auf die besagten Stellen und schliffen alles gründlich an.
Für das Gelcoat hatten wir Hilfe von Jochen (Firma Frag Jochen aus Kappeln) der uns eine kleine Portion Gelcoat im richtigen Farbton herstellte. Glücklicherweise spielte für die Reparatur das Wetter mit und ich konnte alle nötigen Stellen in 4 Schichten auftragen. Wie bei fast allen Bootprojekten braucht man auch für Gelcoat entsprechende Schutzausrüstung und muss sich bei der Verarbeitung exakt an die vorgegebenen Temperatur und Zeitfenster (und Lufttemperatur) halten. Wie beim Copper Coat wird das Gelcoat nass in nass aufgetragen und benötigt anschließend eine lange Trocknungszeit sofern man nicht tempern kann.

Eine Woche später bei frühsommerlichen Temperaturen können die gespachtelten Stellen geschliffen werden. Eigentlich möchte man fast nichts abtragen und nur eine glatte Oberfläche herstellen, was übrigens eine der Hauptschwierigkeiten beim Spachteln ist, Poren müssen unbedingt vermieden werden. Bei uns ist alles gut gelungen beim Schleifen mit 320er, dann 400er, 800er und 1200er Nassschleifpapier entsteht eine immer glattere Oberfläche die bereit zum polieren ist.
Bevor poliert werden kann, wird das gesamte Schiff einmal gründlich mit Wasser und Seife geschrubbt. Am Spiegel hatten wir zudem den alten Heimathafen und Bootsnamen entfernt. Dafür gibt es spezielle Folienradierer als Aufsatz für den Akkuschrauber. Zunächst war ich sehr skeptisch aber das Ergebnis spricht für sich, keine Rückstände und keine Beschädigung der Flächen, das einzige was man nun sieht ist wie Sonne, Salz und Wind am Rumpf gearbeitet haben. Die Stellen müssen also ebenfalls leicht angeschliffen werden, sonst sieht man ein Relief des alten Schriftzugs.
Zum Polieren haben wir Polierschwämme aus dem KFZ Bereich für unsere Schleifmaschine besorgt. Bei niedrigster Drehzahl poliere ich mich Stück für Stück um das ganze Boot. Um nicht den Überblick zu verlieren grenze ich den Arbeitsbereich mit zwei Streifen Tape ab. Beim Polieren trägt man zunächst die Politur auf den Schwamm auf (wir haben zunächst „Refit“ von Yachticon gewählt) verteilt dann das material mit der Maschine und poliert den Bereich gründlich. Anschließend nimmt man die überschüssige Politur mit einem Microfasertuch wieder ab. 
Nachdem ich einmal um das Schiff herum poliert hatte, wechselte ich auf eine andere Schwammart und eine andere Politur mit wachsversiegelung (Premium Polish von Yachticon) und arbeitete mich nochmals um das Boot.
Das Ergebnis ist eine spiegelglatte Oberfläche und es ist kaum zu glauben, dass unser Boot bereits 40 Jahre alt ist.
Im Nachhinein sind wir froh nicht lackiert zu haben, und wir haben auch kein Standartweißes Boot. diesen Kontrast sieht man besonders gut, da das Deck wirklich reinweiß ist. Das dunklere Weiß des Rumpfes wird sich später auch in unseren Persenningen wiederfinden.

Im vorher –  nachherverglech fällt auch auf, dass wir uns von dem blauen Zierstreifen getrennt haben. Dafür it ein weiterer Folienradierer komplett aufradiert wurden und der obere Bereich des Rumpfes nochmlas nachpoliert wurden, optisch gefällt uns das aber deutlich besser. Insgesamt siehtunserBoot dadurch deutlich schnittiger aus und auch wenn die Linien einer Comfortina natürlich noch sichtbar sind, so ist unsere doch inzwischen sehr verschieden zu den übrigen.

Ein Hauptgrund warum wir überhaupt soviel Löcher am Spiegel des Bootes hatten war, dass wir die Badeleiter entfernt hatten und an dieser Stelle eine Windsteueranlage installieren wollten. Die neue Badeleiter muss dann eben woanders hin.
Grundsätzlich ist der Vorteil von Windsteueranlagen, dass sie eben optimal nach dem Wind und komplett autark ohne Strom steuern. Insbesondere bei Pinnengesteuerten Booten ist diese Art der Selbststeuerungsanlagen ideal, da man sie sehr einfach ein und aushängen kann. Beim Modell haben wir uns für eine Windpilot Pacific entschieden, von der wir nur gutes gehört hatten und auch andere Comfortina 32 bereits mit einer solchen ausgestattet sind. Die Anlage haben wir direkt bei Peter Foerthmann in Hamburg geholt und noch einige gute Tipps erhalten. Im Paket ist alles enthalten was man braucht, wobei wir die finale Inbetriebnahme wohl erst unmittelbar vor unserem geplanten Törn vornehmen werden. Für diese Windsteueranlage ist die Last am Heck nur minimal, trotzdem hatten wir im Vorfeld den Rumpf an der Stelle verstärkt. Der Anbau der Haupthalterung war sehr einfach, man positioniert die Halterung, bohrt die 4 Löcher, dichtet alles ab und schraubt die Halterung an. Wie das ganze auf See funktioniert werden wir berichten sobald die Anlage im Einsatz ist.
Im nächsten Schritt wird mü endlich zu Wasser gelassen. Wie das gelaufen ist, lest ihr im kommenden Blogpost.

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