2025-07-29 Blogpost #048 Jassy & Felix

Schwitzen in Strana, Flucht vor Gewitter und mondänes Flair in Marstrand

Mitte Juli segeln wir von unserer Bucht bei Gulholmen nach Strana ( ca. 5 sm), bleiben im Anschluss eine Nacht in einer Bucht bei Instön (ca. 18 sm), nachdem sich die ersten zwei Buchten als ungeeignet herausstellen und fahren dann in den trubeligen Hafen von Marstrand (ca. 5 sm).

Wir legen heute entspannt ab, da wir einen Platz in Strana reserviert haben. Bei Sonne und 3-4 Bft segeln wir nur unter Vorsegel durch die Westschwedischen Schären. Es ist viel Schiffsverkehr, aber die Strecke ist nur knapp 5 sm lang und die ganzen Motorboote müssen uns als segelndem Fahrzeug ausweichen.
In Strana haben wir eine Box mit Fingerstegen, auf der einen Seite ist er so breit, dass man auch darauf laufen kann. Das ist für das Anlegen und Aussteigen sehr praktisch. Allerdings ist der Steg recht kurz, so dass wir die Leinen als Springs legen. Zwei Vorsprings sichern uns nach vorn und zwei Achtersprings nach hinten.
In diesem Hafen gibt es u.a. ein SPA, ein Hotel und eine Sauna. Es ist brütend heiß, hier ist kein Baum weit und breit, der Schatten spendet, nur Kies und Fels. Man fühlt sich, als würde man verbruzeln. Die Anlage scheint aber auch noch nicht ganz fertig zu sein. Wir bringen erstmal den in den Buchten angefallenen Müll weg und gönnen uns ein Eis. Den Rest des Tages verbringen wir am Boot, dort weht Wind und bringt etwas Kühle. Am nächsten Tag gehen wir in den eigentlichen Ort Hällevik. Der Ort gefällt uns sehr gut, er strahlt so richtig Schweden-Feeling aus. Lauter süße Holzhäuschen mit bunten Blumen, die in die Felsenlandschaft integriert wurden. Dazu überall schwedische Flaggen, Familien mit vielen Kindern, die den Sommer genießen und ein kleiner Hafen. Außerdem wurden hier tolle Badestellen an den Felsen geschaffen, mit Sprungtürmen, Leitern und Süßwasserduschen. Uns hält jedoch nach wie vor die Vielzahl an Feuerquallen davon ab, ins wirklich verlockende Nass zu hüpfen. Nach einem kleinen Rundgang durch den Ort und einem tollen Blick von den höchsten Felsen gehen wir mit Jill auf den Spielplatz. Dort gibt es wieder eine Babyschaukel, die ganz begeistert genutzt wird. Danach setzen wir uns in den Schatten auf eine Bank und Jill krabbelt auf der Wiese herum. Das tut bei der Hitze richtig gut! Im Ortskern vorm Hafen fängt gerade eine Cover-Band an zu spielen, als wir vorbeigehen. Kurzerhand beschließen wir bei einem kleinen Snack im Hafenkiosk, noch ein wenig zuzuhören und das Treiben zu beobachten. Das war toll! Zurück am Boot wollen wir Wäsche waschen. Das Buchungssystem ist etwas schräg, man soll online einen Zeitslot buchen, erst dann bekommt man einen Zahlencode und kann die Tür zum Waschraum öffnen. Als wir dort sind, steht die Tür allerdings schon auf und alle Maschinen sind noch für eine Stunde belegt. Gut, dass wir also noch nicht für diese Uhrzeit gebucht hatten! Eine Stunde später ist die Tür immer noch auf und die Maschinen sind fertig. So können wir dann doch noch loslegen. Getrocknet haben wir die Wäsche aufgrund des stärkeren Windes an der Reling, dadurch ist sie ruckzuck trocken. Zwischendurch sah es allerdings sehr nach Regen aus, Glück gehabt! Am nächsten Tag wollen wir den höchsten Berg der Insel besteigen, 117 m hoch. Es ist immernoch sehr warm und vor allem für Jill und Felix, die durch die Trage aneinander kleben, wird es sehr schweißtreibend. Die Landschaft ist allerdings sehr schön, Wiesen, Felsen, Wälder und weiter oben sogar Heidekraut. Wir sind erstaunt, hinter welchen versteckten Ecken mitten im Nirgendwo dann doch wieder Sommerhäuser auftauchen. Hier hast du echt keine Nachbarn, die stören könnten! Oben am Gipfel haben wir eine tolle Aussicht auf unsere Bucht und die Nordsee. Leider ist es derart heiß, dass wir eigentlich gleich wieder weiter wollen. Diesmal nehmen wir einen anderen Weg, der uns erstmal durch ein dunkles Waldstück führt. Danach nehmen wir einen kleinen Trampelpfad als Abkürzung und gelangen so zu einer Stelle mit beeindruckenden Felsen und Steinen. Das Licht wird hier ganz besonders eingefangen und macht eine tolle Stimmung. Für uns die beste Stelle der Wanderung. Nach dem Stück folgt der Weg der Landstraße entlang, aber so können wir immerhin abkürzen. Mittlerweile wollen wir nur noch ankommen und der Sonne entfliehen. An der Hafensauna machen wir Halt und ziehen uns schnell die Badesachen an. Nach einem kurzen Quallencheck steigen wir abwechselnd die Treppe ins Meer hinunter und kühlen uns endlich ab. Was für eine Wohltat! Jill findet es sehr lustig, wenn man untertaucht und dann übertrieben prustend wieder hochkommt. So hat sie auch ihren Spaß. Zurück am Boot ist erstmal ausruhen und Jill umsorgen angesagt. Gegen 17.00 Uhr machen wir uns auf zur Pizzeria, zufällig bieten sie heute ein Pizza Buffet an. Das bedeutet, man kann so viel Pizza essen wie man möchte. Der Start ist allerdings holprig, da parallel auch die Außerhaus-Bestellungen zubereitet werden. So kommen auf viele Gäste nur wenige Pizzen, die sie unter sich aufteilen müssen. Man muss dann doch eine ganze Weile anstehen, was für uns mittlerweile sehr ausgehungerten Wanderer eine Geduldsprobe ist 😀 Geschmacklich sind die Pizzen jedoch super, und auch Jill kann sich gut beschäftigen. Ein gelungener Ausklang für unseren Aufenthalt in Strana.
Am nächsten Morgen brechen wir zur nächsten Ankerbucht auf. Bei Sandholmen soll es auch 4 Bojen geben, vielleicht haben wir Glück! Das Wetter ist top und auch die Fahrt macht Spaß. Wir fahren mit dem Vorsegel und der Weg führt uns durch sehr enge Felspassagen und süße Örtchen. 
Bislang die beeindruckendste Route auf dieser Schwedenseite. Eine Engstelle toppt sogar noch die Engstelle in Dyvig! Gespannt steuern wir die erste Bucht bei Sandholmen mit den Bojen an, aber leider sind die Bojen bereits  alle belegt. Es sind auch weniger vorhanden als auf den Karten angegeben. Da die Bucht ansonsten nicht so ansprechend ist, wollen wir unser Ankerglück eine Bucht weiter versuchen. Optisch macht die nächste Bucht bei Bockholmen wesentlich mehr her, hier liegen auch schon zwei weitere Segelboote. Wir gehen dazwischen und ankern auf 4 m Tiefe. Beim Ankereinfahren (rückwärts) haben wir jedoch das Gefühl, dass der Anker slippt. Das ist uns nach den bisherigen Erfahrungen zu unsicher und wir holen den Anker wieder hoch. Er ist voller Seegras, was den Verdacht des Rutschens bestätigt. Wir machen weiter hinten auf 5 m Tiefe einen zweiten Versuch und aktivieren den Ankeralarm in der App. Sollten wir uns zu weit von der Ankerposition entfernen bekommen wir einen Alarm Jill bekommt erstmal Mittagessen und Felix fährt mit dem SUP und schaut mal mit der Taucherbrille nach dem Anker. Doch auch hier trauen wir dem Ganzen nicht, der komplette Boden ist durchzogen von Seegras. Nach zwei Stunden mit ungutem Gefühl beschließen wir, noch bis kurz vor Marstrand zu fahren. Dort gibt es eine geschützte Bucht mit 5 Bojen, die größer und tiefer ist. Inzwischen haben wir recherchiert das Seegras nur bis zu einer Tiefe von 9 m vorkommt, was natürlich zum Ankern schon tief ist, und viel Kette und damit Platz erfordert, aber wir wollen nichts mehr riskieren. Kaum haben wir alles wieder segelklar gemacht, geht auch schon der Ankeralarm los. Also alles richtig gemacht. Die anderen beiden Boote sind mittlerweile auch wieder gefahren. Wir motoren los und sind irgendwie angespannt. Die Sache mit dem Ankern haben wir uns anders vorgestellt. Der Untergrund mit Seegras stellt uns (und unsere Nerven) vor spezielle Herausforderungen. Ich hoffe so, dass eine Boje frei ist! Die Chancen sind aber gering, schließlich ist es nun schon späterer Nachmittag. Als wir in die Bucht einbiegen, können wir unseren Augen kaum trauen: Es sind tatsächlich gleich zwei Bojen frei! Nix wie hin und festgemacht. Wir sind super froh über unsere Entscheidung, noch bis hier her gefahren zu sein. Jetzt können wir uns entspannen. Ich drehe noch eine schöne Runde mit dem SUP in der Abendsonne und erkunde die Gegend. Auch hier tummeln sich wieder Feuerquallen. Am späteren Abend hören wir ein Grollen und es zieht ein Gewitter auf. Was bin ich erleichtert, dass wir nicht irgendwo unsicher im Seegras ankern! Doch es sieht bedrohlicher aus, als es ist. Wir bekommen nur Regenschauer ab, das Gewitter zieht seitlich an uns vorbei. Die Szenerie ist aber trotzdem beeindruckend. Aus dem spiegelglatten Wasser taucht immer mal wieder ein Seehundkopf auf, der sich neugierig umsieht. Vielleicht gefällt ihm aber auch nur der Regen im Gesicht oder der Anblick des Regenbogens.
Nach einer ruhigen Nacht genießen wir den nächsten Morgen in unserer idyllischen Bucht. Mittlerweile sind nur noch wir da, alle anderen sind bereits gefahren. Da wir eine Reservierung für den Hafen in Marstrand haben, brauchen wir uns wieder nicht zu beeilen. Wir fahren jeweils noch eine Runde SUP, dann fängt es das Regnen an. Wir wollen das Gröbste noch abwarten und brechen deswegen wie vom Regenradar empfohlen gegen 14.00 Uhr auf. Kaum sind wir los, hören wir jedoch schon wieder Donnergrollen. Ohje, bei Gewitter will ich nicht segeln! Felix meint aber, wir könnten dem Gewitter davonfahren und fährt unter Motor (kaum Wind) im Regen die 5 sm nach Marstrand. In Fahrtrichtung sieht es immerhin heller aus, nur hinter uns ist es richtig düster. Tatsächlich zieht das Gewitter jedoch wieder knapp seitlich hinter uns vorüber und wir kommen nass aber gut in Marstrand an.

Hier ist plötzlich eine ganz andere Welt, Trubel, Sonne, schwüle Hitze. Uns läuft in unserem Ölzeug die Suppe runter. Das Belegungssystem ist hier gut gelöst, die Boxen sind deutlich nummeriert und in gebuchten Boxen leuchtet ein rotes Licht. Der Hafen ist ziemlich voll und ziemlich eng, wir sind froh reserviert zu haben, und machen in unserer Box am Fingersteg fest. Hier sind wir mal wieder eines der kleinsten Boote. Jetzt schnell aus den warmen Sachen raus! Da auch hier noch Regen kommen soll, wollen wir uns schnell die Beine vertreten. Es ist ein sehr hübsches Örtchen mit vielen schicken und großen Yachten, fast ein wenig wie im Mittelmeer. Lauter reich verzierte Holzhäuser und teure Geschäfte reihen sich aneinander. Wir setzen uns mit Fish & Chips in den Park und gucken dem Treiben zu. Auf dem Rückweg machen wir noch ein paar Besorgungen und sind rechtzeitig vor dem Regenschauer wieder zurück. Das Ambiente gefällt mir hier irgendwie gut, es ist so ganz anders als in den anderen Häfen. Die Leute sind chic gekleidet, vieles dreht sich scheinbar um sehen und gesehen werden. Am nächsten Tag machen wir eine Tour rund um die Insel. Hat man das Zentrum verlassen, wird es schnell idyllisch und man läuft durch die typische Felslandschaft. Kaum sind wir auf der letzten Etappe zur Burg hoch, fängt es das Regnen an. Aber da wir sowieso verschwitzt sind, tut der Regen gut. Zurück am Boot gehen wir zusammen mit Jill duschen und machen uns etwas zu essen. Leider wird das Wetter auch nicht mehr besser und so bleiben wir den Rest des Abends am Boot, anstatt noch einmal durch die Gassen zu schlendern. Trotzdem ist die Abendstimmung wieder sehr schön.

Zum Abschluss möchten wir einmal auf das Thema Navigation eingehen. Heutzutage kann man sich die Navigation dank GPS vermeintlich sehr einfach machen. Man weiß immer wo man ist und kann sich auf einer elektronischen Seekarte eine Route fast automatisch planen lassen. Dabei wird der Tiefgang berücksichtigt, trotzdem sollte man die Routenvorschläge genau prüfen, denn Seegang und Wind werden beispielsweise nicht berücksichtigt und auch Besonderheiten wie Verkehrstrennungsgebiete müssen gesondert betrachtet werden.
Insbesondere in Zeiten, in denen das GPS System auch mal gestört wird, sollte man aber in der Lage sein auch bei einem Ausfall der elektronischen Unterstützung sicher fahren zu können. Daher plant Felix alle Touren auf Papierseekarten und kontrolliert während der Fahrt regelmäßig die eigene Position anhand von Seezeichen und Peilungen. Weiter bereiten wir uns immer auch auf alternative Zielhäfen vor und können zur Not auch mittels Kompass und der entsprechenden Seekarte (die immer vorbereitet auf dem Kartentisch liegt) sicher an unser Ziel gelangen.  

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