2024-02-24 Blogpost #011 Felix

Wie gehts weiter?

…oder auch „Das Deck Teil 2“. Nachdem wir vor dem Winter lediglich das Teak herunter genommen haben und die Löcher mit Epoxy verfüllt haben, geht es ab dem Frühjahr weiter mit den Reparaturen am Deck. Auch wenn es noch mindestens einen Teil 3 zum Deck geben wird, lässt sich hier schwer festhalten, welche Arbeitszeit hinter unserer Decksanierung steht. Aber wir möchten euch zumindest unsere Schritte zu einem Deck mit Eisklasse zeigen.

Im letzten Blogpost zum Deck haben wir euch mit einem Cliff-hanger zurückgelassen. Speziell ging es um unsere Relingsstützen, die zwar in unserer Alufußleiste verankert sind, aber auf dem alten Holzdeck standen. Wir wollten gern die vorhandenen Relingsstützen weiternutzen und dabei idealerweise sicherstellen, dass kein Wasser durch die Befestigungsbolzenlöcher ins Boot eindringen kann. Mit einem Studienkollegen konstruierte ich passende Stützplatten aus Kunststoff und druckte diese an seinem 3D-Drucker aus. Die gedruckten Teile müssen insbesondere Druck aufnehmen und verteilen, daher druckten wir sie in Vollmaterial. Das weitere Vorgehen war nun jeweils einzelne Stützen los zu schrauben, die Grundflächen plan zu schleifen, ggf. mit Glasfaserlaminat zu verstärken und anschließend das neue Fundament an der richtigen Stelle aufzukleben. Um die Fundamente wurde zusätzlich eine Hohlkehle gezogen. Nachdem alles getrocknet war, wurden die Relingsstützen erneut verschraubt, dabei wurden sowohl  die Stütze als auch die Bolzen mit Butyl abgedichtet. Die Muttern wurden zusätzlich mit Schraubensicherung versehen und anschließend fest angezogen. Durch die erhöhte Lage des Lochs an der Relingsstütze erhoffen wir uns, dass Wasser besser ablaufen kann und insbesondere nicht im Bereich des Deckdurchbruchs stehen kann. Insgesamt haben wir so 10 Relingsstützen sowie 14 Stützen im Bereich des Bugs und Heckkorbs  neu montiert. Sollten wir mit dieser Konstruktion Probleme oder Wassereintritt haben, werdet Ihr es vermutlich spätestens in 1-2 Jahren hier lesen.

Nachdem das Thema Stützen aus dem Weg war, wollten wir zunächst den Schaden im Deck beheben. Dazu wurde der betroffene Bereich großzügig mit dem Winkelschleifer freigelegt und gesunde Laminatbereiche am Rand angeschäftet. An dieser Stelle wurde nochmals deutlich, dass die Werft, die den Schaden damals beheben sollte, gepfuscht hat, denn einige Stellen waren nur gespachtelt ohne neues GFK aufzubringen. Um das ganze nun nachhaltig zu beheben, erstellten wir zunächst eine Schablone aus Papier und schnitten die benötigten Glasfaserteile Zuhause zu. Bevor wir laminieren konnten, musste der Kern repariert werden. Im Grunde holten wir alles lose Material, was überwiegend Spachtelmasse der Pfuschwerft war, heraus und verspachtelten die schadhaften Stellen mit angedicktem Epoxidharz. Nach einem kurzen Zwischenschliff wurden die bis zu 5 Lagen Glasfaser nass in nass laminiert. Zusammen mit der kompletten Laminatschicht, die das Deck noch erhalten sollte, wird die Laminatstärke der Top-Sandwichschicht >6 mm stark sein, was mehr als ausreichend sein sollte. Erste Versuche bestätigten zumindest, dass keinerlei Flexibilität im Deck mehr zu spüren oder sehen war. Wie das Ganze von Innen von statten ging, lest ihr im nächsten Blogpost.

Eine der anstehenden Hauptaufgaben bestand darin die alte Klebmasse des Teakdecks aus dem Standardmäßigen Antirutschbelags im Gelcoat zu entfernen. Abermals waren alle Tricks mit Lösemitteln vergeblich, sodass wir die Rückstände mechanisch entfernen mussten. Diese Aufgabe erledigte insbesonder Jassy, ausgerüstet mit einer Drahtbürste am Akkuschrauber. Meine Aufgabe bestand darin die alte Gelcoatschicht bis aufs Laminat herunterzuschleifen. In diesem Fall kam der Exzenterschleifer zum Einsatz um eine möglichst gleichmäßige Oberfläche zu erzielen und vor Allem die Form des Decks beizubehalten,  Wie sich herausstellte ist Gelcoat sehr hart, somit schliff ich über Tage am Deck. Durch die Schleifgitter wurde der Kiloweise entstehende Schleifstaub gut abgesaut, trotzdem war volle Schutzmontur angesagt. Wenigstens konnte man mit Kopfhörern unter den Lärmschutzorhören Musik und Podcasts hören. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und obwohl wir noch weitere Stellen mit Rissen feststellten war das Deck im Grunde in gutem Zustand zumindest so, dass zwei Lagen GFK allen Problemen nachhaltig vorbeugen sollte.
Alle Deckshardware war ja bereits entfernt, d.h. abgesehen von Luken und Fenstern. Die Luken sollten sowieso ausgetauscht werden, dazu hatten wir bereits passende neue Luken von Vetus bestellt. Die Fenster mit Alurahmen wollten wir eigentlich gern behalten. Leider war das Ausbauen der Fenster ohne Beschädigung der Rahmen nicht möglich also mussten wir an dieser Stelle improvisieren. Neue Bootsfenster schienen unverhältnismäßig teuer, daher machen wir einen Versuch der auch im modernen Bootsbau angewandt wird. Dabei werden die Fenster nicht mehr Verschraubt oder geklemmt sondern direkt mit Rumpf oder Deck verklebt. Kleben und Schrauben sieht man auch an einigen Booten aus den 70er – 90er Jahren, hier lässt sich erkennen das insbesondere die Ausdehnung des Materials zu Problemen führen kann. Das heißt, der verwendete Kleber muss eine hohe Dehnfähigkeit besitzen und man sollte Dichtung und Klebung separat betrachten, auch wenn heutige Kleber teilweise beides erledigen können.  Damit das ganze am Ende schön aussieht möchten wir unsere Fenster leicht vertieft einsetzen. Dazu musste die obere GFK Schicht aufgetrennt werden und ein Flansch für die Klebung geschaffen werden. Dieser Flansch musste natürlich ebenfalls mit Glasfaserlaminat verstärkt werden. Zum Ergebnis dieses Projekts mehr im nächsten Blogpost zum Deck.

Die Arbeiten haben so lange gedauert, dass das laminieren des gesamten Decks erst am Ende des Sommers möglich wurde. Jassy war ein paar Tage bei Ihrer Familie und ich hatte eine Woche frei. Den Zeitlichen Aufwand hatte ich mal wieder unterschätzt. Aus zwei Tagen gemütlichen laminierens wurden 3 Tage jeweils von 8 – 22 Uhr. Zwischen den Tagen musste ich pausieren, weil mir die ganzen Epoxydämpfe zu Kopf gestiegen sind und ich trotz entsprechender Schutzmaske Kopfschmerzen bekam.
Zumindest war der Plan das gesamte Deck mit quer von rechts nach links laufenden Bahnen in zwei Lagen mit Überlapp der Nahtstellen nass in nass zu laminieren. Die Glasfaserbahnen konnte ich gut vorbereiten, beschriften und aufrollen, sodass ich die Topfzeit des angrührten Epoxids möglichst gut nutzen konnte. Ich rührte dabei immer etwa 800 ml unangedicktes Epoxy mit langsamen Härter an, dann hatte ich ca. 30 min Zeit zum laminieren ehe das Harz anfing fest und heiß zu werden. Ich benetzte dann zunächst das Deck, dann legte ich die entsprechende Glasfaserbahn aus. Nachdem ich die Erstebahn ordentlich getränkt hatte folgte direkt die nächste Lage, die ebenfalls gut durchgetränkt wurde. Das Entlüften erledigte ich so gut es ging mit Pinsel und Entlüfterrolle, wobei ich letztere inzwischen für überflüssig halte. Ich komm mit Entlüfterrollen nicht gut klar, erstens verkleben sie sehr schnell zweitens verziehen sie leicht das Laminat, kann man sich also auch sparen, wenn man satt Epoxy nutzt. Je nach Möglichkeit kam abschließend eine Lage Abreißgewebe auf das Deck um die Nacharbeit zu reduzieren.
Das Deck war nun strukturell stärker als je zuvor und auch wesentlich besser vor eindringendem Wasser geschützt. Um das frische Laminat auch über den Winter gut zu schützen wollten wir das Deck noch spachteln. Wir überzogen dabei das gesamte Deck mit einer dünnen Schicht angedicktem Epoxy. Damit konnten wir alle Unebenheiten ausgleichen und mussten im kommenden Jahr „nurnoch“ schleifen, feinspachteln und entsprechend lackieren. Dazu mehr im Nächsten Blogpost zum Deck.

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