2025-06-24 Blogpost #042 Jassy

Wilder Ritt nach Tunø

6. Etappe: Wir nutzen eine kleine Pause zwischen den durchziehenden Tiefs um von Endelave nach Tunø, einer noch kleineren Insel im Kattegat, zu segeln (ca. 16 sm).

Wie geplant, starteten wir gegen halb 1 nach Tunø. Zuvor hatten wir einen kleinen Strandspaziergang gemacht, der fast exotisches Flair hatte. Türkises Wasser und verwildeter Strand, dazu lautes Vogelgezwitscher. Nach Endelave wollen wir auf jeden Fall auch nochmal kommen. Das Ablegen gestaltete sich diesmal etwas vorbereitungsintensiver. Da der Wind weiterhin von achtern blies, mussten wir die Heckleine auf die andere Klampe legen, um beim Herausfahren den Dalben nicht zu touchieren. Dann konnten wir die beiden Vorleinen lösen und uns langsam nach hinten an dem Dalben vorbei ziehen (mit dem Motor). Die Heckleine ließ sich dann relativ leicht abnehmen und schon konnten wir rückwärts raus. Platz zum Wenden war glücklicherweise genug, der Hafen war dank des Windes quasi leer.
Kaum aus dem Hafen, zogen wir bereits das Groß hoch um Stabilität ins Boot zu bekommen. Der Wind bließ noch immer mit 5-6 Windstärken,  daher segelten wir nur im 2. Reff, sprich, nicht mit der ganzen Segelfläche. Das Vorsegel blieb ebenfalls gerefft. Trotz kleinerer Segelfläche und doch recht unangenehmen Wellen schafften wir konstant über 6,5 kn. Es war ein ganz schönes Geschaukel, vor allem im Boot, da die Wellen relativ steil waren und nur kurze Abstände zwischen den Wellen waren. Ich blieb mit Jill überwiegend unten auf dem Boden, sie in der Autoschale. Es ächzte und knarrzte bedrohlich, und ein paar Gegenstände fielen trotz Sicherung um. Mit so viel Schräglage hatte ich dann doch nicht gerechnet! Teilweise wurde mir schon etwas Angst und Bange 😉
Felix hingegen hielt draußen tapfer die Pinne in der Hand und segelte uns souverän dem Ziel entgegen. Er hatte sichtlich Spaß und versicherte, alles sei in bester Ordnung. Das Boot könne das auf jeden Fall gut ab. Die Gischt spritzte ordentlich über den Bug und salzte das ganze Boot ein. Gegen Ende übernahm ich auch mal das steuern. Durch den starken Wind und den Druck in den Segeln klappte das echt gut. Wir erreichten sogar über 8,5 kn! Jill fand unsere Überfahrt im Übrigen ganz spaßig, sie scheint das gut zu vertragen. Unser Fazit nach den 2,5 Stunden: Diese Verhältnisse sind unsere derzeitige Schmerzgrenze. Kurz vor dem Hafen nahmen wir die Segel runter, was aufgrund der Wellen nochmal ein wenig wackelig war. Im Hafen hatten wir tatsächlich noch ein wenig die Qual der Wahl und konnten schließlich längs am Ende eines Stegs liegen. Hier herrschte auf einmal fast Windstille und prompt fühlte es sich heiß an.
Nachdem wir die Hafengebühr bezahlt hatten, erkundeten wir den Strand gleich um die Ecke. Sehr schön, mit Dünengras und recht flachem Einstieg. Angrenzend ein sehr idyllisch gelegener Naturcampingplatz. Hier lässt es sich bei geeigneten Windbedingungen auch sehr gut ankern. Morgen Vormittag wollen wir mit Badesachen wiederkommen. Jetzt erstmal noch zum Dorfladen, ein paar Lebensmittel einkaufen. Auf dem Rückweg durfte Jill noch eine Runde schaukeln und krabbelte dann bei einem kurzen Plausch mit der Crew eines anderen Bootes, das ebenfalls von Endelave nach Tunø gesegelt war, fröhlich über den Steg. Wir waren uns mit der anderen Crew einig, dass mehr Wind und Welle war als vorhergesagt und dass durchaus Böen der Windstärke 7 dabei waren. Dann war es auch schon wieder Zeit für die Abendroutine.
Ausgerüstet mit Badesachen und Kinder-SUP ging es dann am nächsten Morgen zum Strand. Wir waren ganz allein und pumpten sogleich das SUP auf. Wir haben das Kinder-SUP wegen des kleinen Packmaßes gekauft, es aber noch nie ausprobiert. Da wir sowieso meistens im Sitzen paddeln, sollte es aber klappen. Und siehe da, es machte richtig Spaß! Das Wasser war leider wieder gesäumt von Quallen, von daher verzichtete ich auf das Anbaden. Lust hätte ich aber schon gehabt 😀 Felix war mutiger und tauchte zumindest einmal kurz unter. Jill schien es heute nicht so gut zu gefallen, sie jammerte in einer Tour. Nur auf dem Arm am Wasser entlang zu spazieren schien ihr zu gefallen. So machte ein längerer Aufenthalt wenig Sinn, zumal der Wind auch wieder auffrischte und wie das Wort vermuten lässt, wurde es auch zunehmend kühler. Wir entschieden uns, schon heute Mittag anstatt Abends zu grillen und holten schnell die benötigten Sachen vom Boot. Der Grillplatz am Hafen ist mit vielen Tischen ausgestattet, die wir gefühlt alle in Beschlag nahmen und irgendwas drauf stellten. Macht aber nix, wir waren eh allein. Jill war weiterhin in Jammerlaune und vermieste uns so leider die Stimmung. Eigentlich war sie völlig übermüdet, wollte aber partout nicht schlafen. Zurück am Boot tat sie es dann aber nach gefühlt endlosen Stunden doch. 

Am nächsten Tag freuten wir uns auf die Inselumrundung. Jill kam in die Trage und los ging es bei schönstem Wetter. Es folgten wieder sehr schöne Landschaften, Kiefernwälder, Steilhänge, Felder, Strände… Diese Tour lohnt auf jeden Fall! Zurück am Boot konnten wir ein wenig Hafenkino bestaunen, da sich der Hafen (Samstag) langsam füllte. Auch eine sehr große Motorjacht machte an der Mole fest. Sie hatte sogar auf einer extra Plattform ein Golfcart befestigt. Wirkte hier doch etwas fehl am Platz… Auch an unserem Boot ging nun ein kleineres Segelboot ins Päckchen (machte an unserer Seite fest). Am Abend gingen wir im Dorf Essen. Für mich gab es regionale ‘Sternschnuppe’, geröstetes Brot mit verschiedenen Fischen und Krabben und Soße. Sehr lecker! Ein gelungener Ausklang. Der folgende Tag ist gefüllt mit Bootswerkelei, Spielen mit Jill und einem Spaziergang. Am Abend machten wir nochmal einen Abstecher zur Inselspitze, wo wir den Sonnenuntergang angucken wollten. Unverhofft konnten wir uns zu einer Gruppe Dänen setzen, die dort ein Feuer in der dafür vorgesehenen Feuerschale entfacht hatten. Es war eine tolle Stimmung und ein würdiges Ende für unseren Aufenthalt auf Tunø. Hier hat es uns wirklich gut gefallen und man kann sich gut vorstellen, dass sich hier zur Saison die Boote stapeln. Wenn wir das nächste Mal kommen, wollen wir in der kleinen Bucht nach Möglichkeit ankern.

Zum Abschluss auf Nachfrage noch eine kleine Begrifferklärung: Als Kuchenbude bezeichnet man auf kleinen Segelbooten ein Cockpitzelt, welches das Cockpit komplett umschließt. Typischerweise ist es wind- und regendicht und erweitert den nutzbaren Raum bei Schietwetter ungemein. Bei uns kann man alle Seiten einzeln hochbinden, dadurch lässt es sich auch als Sonnenschutz nutzen.

Wenn Euch dieser Blogeintrag gefallen hat, ihr Anregungen oder Fragen habt, schickt uns gern eine Mail an die unten stehen Adresse. Wir freuen uns auf Eure Kommentare.