2025-06-05 Blogpost #038 Felix

Winterlager 24/25

In diesem Blogpost erzählen wir euch vom Winterlager auf dem Wasser, neuen Anschaffungen und letzten Bootsprojekten. Außerdem lassen wir euch an unseren Gedanken zur ursprünglichen und neuen Routenplanung teil haben.

Eigentlich wollten wir das Boot im Winter bei gutem Wetter noch gelegentlich nutzen. Aber nachdem wir das Boot bereits eingewintert hatten und in der Marina ab Mitte November die Toiletten geschlossen waren, nutzten wir das Boot zwischen Dezember und März dann doch nicht wirklich. Im Grunde sahen wir nur regelmäßig nach dem Rechten. Die Akkus waren geladen, da gab es nichts zu tun, ansonsten waren alle Seeventile geschlossen und mit Frostschutz bzw. Alkohol gefüllt. Die Bilge musste jedoch regelmäßig geleert werden. Aufgrund von Regen und Kälte kommt immer etwas Wasser durch den Mast ins Boot und wird durch die Bilgenpumpe automatisch abgepumpt. Das geschieht aber erst ab einer Menge von ca 4-5 Litern, daher wurde auch regelmäßig mit einem Schwamm alles trocken gemacht. Während die lackierten Flächen den Winter gut überstanden, bildeten sich an den geölten Holzteilen teilweise Stockflecken. Das liegt natürlich auch an der hohen Luftfeuchtigkeit im Schiff und ließ sich auch durch Luftentfeuchter kaum verhindern. Die Flecken konnten wir aber im März einfach wegwischen und mit einem Reiniger neuen Flecken vorbeugen. Die Polster und Segel hatten wir über den Winter abgeschlagen und auf dem Dachboden verstaut. Auch Sprayhood und Kuchenbude, die wir Anfang November noch bekommen hatten, lagerten wir Zuhause. Den Niedergang und das Cockpit schützten wir mit einer selbst genähten Plane vor Regen, Wind und Schnee.
Apropos selbst genäht: Jassy durfte über den Winter einige kleine Nähprojekte bei unserem Segelmacher mit Anleitung anfertigen. Unter anderem haben wir nun eine Tür zum Vorschiff wahlweise aus Tuch oder mit Moskitonetz, eine Verdunklung für den Niedergang und ein Moskitonetz, eine Leekoje und einen kleinen Beutel am Niedergang für Bändsel.

Neben den Nähprojekten konnten auch noch einige kleinere Bootsprojekte abgeschlossen werden, so zum Beispiel der Schrank in der Nasszelle. Die Schubladen wurden fertig gebaut und weiß lackiert. Damit die Schubläden bei Seegang nicht auf gehen wurden Riegel angebracht. Außerdem wurden die letzten Bereiche im Boot mit Teakholztrim versehen. Ein weiteres Projekt war die Reffleinen und den Unterliekstrecker im Baum zu tauschen. Letzterer verklemmte sich, wodurch letztlich der Baum abgebaut und in der Werkstatt geöffnet werden musste. Ein ziemlicher Akt, vor allem da der Baum mit über 4 m Länge nicht so ohne Weiteres zu transportieren war.
Ansonsten haben wir noch einen Prototyp als Solarpanel (100 wp) für unsere Sprayhood bekommen. Das Panel hat eine Spannung von ca 60 V und kann somit unsere 48V Antriebsakkus laden. Das Panel wurde fest auf der Sprayhood installiert. Durch eingearbeitete Kabelkanäle konnte ich zwei Solarkabel mit MC4 Steckern so verbauen, dass das Panel weggenommen werden kann und die Sprayhood eingeklappt werden kann. Die meiste Arbeit machte das Kabelziehen. Um die Kapazität der 12V Verbraucherakkus auch besser im Blick zu haben wurde außerdem noch ein Smart Shunt eingebaut, auch hier war das Schwierigste die Kabel entpsrechend zu verlegen.
Im Winter haben wir unser altes Steckschott einmal „kopiert“, d.h. Schablonen angefertigt und 6 Holzrahmen ausgesägt. Alle Holzteile wurden mit Epoxy getränkt, geschliffen und jeweils so verklebt, das Innen eine Polycarbonatscheibe mit Dichtmasse eingeklebt wurde. Zum Schluss wurde alles geprimert und lackiert, leider haben wir nur 2 Schichten Lack geschafft. Im April wurden dann die Beschläge des alten Schotts umgebaut. Das Ergebnis ist eine wesentlich dichtere und festere Tür, wobei ganz ideal ist das Ergebnis leider auch nicht (Schiffbau = Schiefbau und so).
Das letzte größere Projekt, welches wir erst im April umsetzten, war der Umbau unseres See-WCs. Eigentlich ist die typische Jabsco Pumptoilette keine schlechte Sache. Man erledigt sein Geschäft, pumpt das Ganze ab und spült mit Seewasser. Allerdings pumpt man entweder in einen Fäkalientank, der an speziellen Stationen abgesaugt werden kann (war bei uns nicht der Fall) oder man öffnet den Tank wenn man segelt. In einigen Ländern ist letzteres verboten, es wird nur teilweise nicht kontrolliert. Ein weiterer Nachteil ist, dass Seewasser fürchterlich stinkt wenn es ein paar Stunden in den Leitungen stand. Und dann wäre da noch das Problem mit dem Einwintern im Winter, das WC ist quasi nicht nutzbar ohne Aufwand. Eine neue Lösung musste her und wir werden testen wie wir mit einer Trockentrenntoilette klar kommen. Pippi geht in einen Tank und der Rest in einen Beutel, der mit Holzspänen oder Ähnlichem bestreut wird. Wir haben das Ganze vorher Zuhause getestet und die Toilette war nicht nur bequemer, auch roch es tatsächlich nicht. Die Beutel sind theoretisch kompostierbar, werden aber typischerweise wie Hundekotbeutel im Restmüll entsorgt. Den Pippi-Tank kann man einfach in eine Toilette im Hafen schütten. Letztere ist wenn möglich im Grunde aber sowieso immer zu bevorzugen. Unser neues WC hat sogar eine Abluft eingebaut bekommen, sodass unangenehme Gerüche durch einen Aktivkohlefilter nach außen geleitet werden.
Über den Winter wurde auch noch einiges an fehlender Ausrüstung besorgt, unter anderem haben wir nun als Notfallbackup einen Benzingenerator an Bord, sollten wir mal unsere elektrische Reichweite überstrapazieren oder sonstige Probleme mit der Elektrik haben. Auch die Travellerschiene inklusive Schlitten haben wir erneuert. Und dann haben wir uns auch noch selbstholende Winschen gegönnt, die das Kreuzen Einhand deutlich erleichtern.

Unser Boot ist nun bestens ausgestattet für Langfahrt und Letztere war auch immer unser Traum. Schon vor 10 Jahren reifte aufgrund von abenteuerlichen und spannenden Reiseberichten der Wunsch auf eigenem Kiel in die Karibik und das Mittelmeer zu segeln. Was aber hindert uns nun daran? Ganz einfach, dieser Traum existiert nicht mehr bzw. sind die Ziele nicht mehr so erstrebenswert wie vielleicht vor 20 Jahren (so alt sind ja ungefähr die Informationen auf deren Basis diese Träume ursprünglich entstanden).
Die Karibik wird inzwischen von tonnenweise Stachelalgen überschwemmt, die giftige Gase produzieren und stinken. Außerdem scheint die Intensität der Hurricans jedes Jahr zuzunehmen. Auf dem Weg ins Mittelmeer oder zu den Kanaren greifen seit 2-3 Jahren Orcas gezielt Ruderanlagen von Segelbooten an, über 1000 Boote wurden bislang beschädigt, einige wenige sanken sogar. Durch den Klimawandel hat man im Mittelmeer inzwischen sehr häufig mit extremen Gewitterstürmen zu kämpfen und wenn es gerade nicht stürmt, hat man oft keinen Wind zum Segeln. Und wenn das alles nicht abtörnend genug ist, ist es in beiden Regionen in der „Saison“ einfach super heiß. Was im Urlaub vielleicht mal noch ganz nett ist, ist zum Leben eher anstrengend, vor allem mit Baby. Auch ist unser Baby ein Hauptgrund gewesen unsere Routenplanungen zu überdenken. Mit Baby zu segeln ist eine Herausforderung für die gesamte Crew. Auf der anderen Seite ermöglicht uns unsere Tochter durch die Elternzeit überhaupt erst so lange die Leinen los zu machen.
Der neue Plan ist also die Ostsee, die uns beiden nahezu komplett unbekannt ist, zu erkunden. Im Sommer ist die Ostsee das ideale Segelgebiet. Es gibt unzählige Häfen, Inseln und Buchten, außerdem gibt es in der Regel guten Wind und es ist auch nicht zu heiß. Trotzdem (…Klimawandel) kann man ab Juni bis Ende September vor allem in den geschützten Bereichen sehr gut baden (In Finnland gibt es beispielsweise gelegentlich Wassertemperaturen bis 27°C). Leider gibt es in der Ostsee (auch dank Klimawandel) immer mehr Quallen, aber oft sind das sehr lokale Probleme. Inzwischen findet man in der dänischen Südsee sogar regelmäßig Palmen, Oliven, Zitrusfrüchte und Weinanbaugebiete.
Wo es uns in der Ostsee letztendlich hin verschlägt wird das Wetter entscheiden und natürlich die Crew. Wir wollen eine gute, sichere und entspannte Zeit unter Segeln und wollen uns nicht stressen lassen. Trotzdem wollen wir nutzen, dass wir Zeit haben und ggf. in Bereiche vordringen, die man in einem normalen Urlaubstörn ggf. nicht erreicht. In unserem Blog werden wir regelmäßig berichten, wo wir so fest gemacht haben oder der Anker fiel. Bleibt also gespannt!

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