2023-12-16 Blogpost #006 Felix

Wo fängt man an?

Nach unserer ersten Bestandsaufnahme war klar, dass es Einiges zu tun geben würde. Die größte Baustelle ist das Deck. Damit wollten wir anfangen, auch um zu sehen, wie es unter dem Teak aussieht. Den Arbeitsaufwand kann man an dieser Stelle leicht unterschätzen…
(Das Deck Teil 1)

Die Bezeichnung Refit ist unter Seglern und Bootsbauern nicht wirklich definiert. Während manche schon bei einem neuen Antifoulinganstrich von einem Refit sprechen, ist bei Anderen auch eine komplette Entkernung und der Neuaufbau von strukturellen Teilen noch ein Refit. Vielleicht ist auch für unser Projekt die Bezeichnung Rebuild treffender. Wie ihr sicherlich gemerkt habt, sind die Blogposts zeitlich ca. 2 Jahre hinterher. Bis wir auf Langfahrt gehen, möchten wir gern im 2-wöchtentlichen Rhythmus bis zur Gegenwart aufschließen. Durch unsere Posts möchten wir euch einen Einblick in den Prozess, unsere Erfahrungen und die einzelnen Zwischenergebnisse geben.

Um am Deck arbeiten zu können, muss es trocken sein. Idealerweise kann man das Boot in eine (beheizte) Arbeitshalle mit Arbeitsgerüsten und Strom und guter Beleuchtung stellen. Leider gibt es nur wenige solche Hallenplätze und diese sind unglaublich teuer. Glücklicherweise bekamen wir vom Voreigner eine solide Planenkonstruktion und eine feste, schwere LKW-Plane, sodass wir auch im Freilager im Trockenen an Deck arbeiten können. Das so gesparte Geld möchten wir in gutes Material stecken. Der Nachteil unserer Lösung ist, dass wir uns nur kriechend an Deck bewegen können und es in der Sonne ziemlich heiß wird. Leider können wir meist auch nur zwischen 7 – 18 Uhr arbeiten da wir (vermutlich aus werftseitigen Versicherungsgründen) nur in dieser Zeit Strom haben. Trotz einiger manueller oder akkubetriebener Werkzeuge ist Strom aber fast immer essentiell, zum Beispiel für den Staubsauger.

Warum musste das Teakdeck eigentlich runter? Zunächst einmal sind Teakdecks sehr pflegeintensiv und wir möchten ein Leben mit Boot, nicht für das Boot. Zum Anderen ist die Verschraubung des Teaks eine Schwachstelle bei Sandwich-Decks. Diese bestehen normalerweise aus zwei Schichten glasfaserverstärktem Kunststoff und einer Holz- oder Schaumschicht dazwischen. Dadurch sind die Decks einerseits leicht und andererseits sehr fest, vorausgesetzt die Schichten sind gut miteinander verbunden. Viele Sandwich-Decks werden mit der Zeit „weich“, was vor allem an eindringendem Wasser liegt. Dieses kann dann dafür sorgen, dass sich die Kernschicht auflöst oder verrottet, oder zumindest die Schichten voneinander delaminieren. Jede Schraube im Deck ist also ein Risiko für einen derartigen Feuchtigkeitsschaden und wir hatten tausende Schrauben. Ein weiterer Nachteil von einem Holz-Decksbelag ist, dass man im Sommer bei entsprechendem Sonnenschein aufgrund der Hitze nicht mehr darauf laufen kann. Und zu guter Letzt mussten wir das Teakdeck abnehmen, um den Kranschaden, also die Risse im Deck, begutachten und richtig reparieren zu können.

Wir machten uns also an die Arbeit und versuchten zunächst alle Schrauben freizulegen. Während an einigen Stellen die Schraubenköpfe bereits sichtbar waren, lagen diese an anderer Stelle versteckt unter eingeklebten Teakpfropfen. Manchmal war das Holz bereits so dünn, dass man einfach mit dem Akkuschrauber durch das Holz die Schraube zu greifen bekam, aber oft musste der Bereich auch mit Stechbeitel und Hammer freigelegt werden. An einigen Stellen konnte man sehen, dass die Schrauben schonmal um flachere Schrauben ersetzt wurden, wenn das Holz an der besagten Stelle zu dünn geworden war. 
Mit dem Entfernen der Schrauben war es leider noch nicht getan. Alle Holzleisten waren zusätzlich mit einem silikonartigen Kleber auf das Deck, welches standardmäßig mit einer Antirutschstruktur versehen war, geklebt. Manchmal ist Gewalt tatsächlich die einzige Lösung, sodass wir mit Stechbeitel, Hammer, Brechstange und Multitool Stückchen für Stückchen vom Bug nach hinten zum Heck arbeiteten.
Da ein Großteil der Hardware, also Winschen, Umlenkrollen, Klemmen und sonstige Schienen und Blöcke auf das Teakdeck gebaut wurden, musste auch diese entfernt werden. Das Ziel war es, möglichst einen Großteil davon wiederzuverwenden. Viele der verwendeten Schrauben und Muttern hatten über 36 Jahre gute Dienste geleistet und wollten auch jetzt nicht aufgeben. Trotz WD-40, Erhitzen und viel Kraft mussten einzelen Schrauben am Ende durchgesägt werden. Teilweise habe ich ganze Tage am Boot verbracht, um 5-6 Schrauben zu lösen. Auch aus diesem Grund haben wir uns die Relingsstützen, die ebenfalls auf dem Teakholz stehen, für später aufgehoben, denn wir wollten diese gern weiterverwenden. Welche Lösung wir für den resultierenden Spalt zwischen Deck und Relingsfuß gefunden haben, schreiben wir im nächsten Blogpost zum Deck.

Die Schraubenlöcher im Deck wollten wir schnellstmöglich und insbesondere vor dem Winter mit angedicktem Epoxy verschließen. Zunächst musste aber festgestellt werden, ob unser Sandwichdeck intakt ist. Im Vorfeld zum Kauf des Bootes hatten wir bereits recherchiert und herausgefunden, dass die Comfortina Werft einen speziellen geschlossenzelligen Aluminiumschaum für das Deck und zum Verkleben der Innenschale genutzt hat. Dieser ist angeblich verrottungsresistent. Wir machten also einige Probebohrungen, um das zu bestätigen. Wir waren sehr erleichtert, dass der Kern bis auf wenige Ausnahmen trocken und gut mit den Polyester GFK-Schichten verbunden war. Auch die feuchten Stellen schienen strukturell in Ordnung zu sein, einzig die Bereiche des Kranschadens bestätigten, dass es gut war, diese Bereiche unter die Lupe zu nehmen und richtig zu reparieren. Die Reparatur musste allerdings auf das kommende Jahr warten. 
Um die ganzen kleinen Löcher im Deck zu füllen, bohrten wir diese zunächst auf und ließen anschließend angedicktes Epoxy in die Löcher laufen. Die Löcher im Bereich des Kranschadens, an denen auch der Kern Feuchtigkeit aufwies, ließen wir vorher einige Tage lüften und abtrocknen. Pünktlich bevor es zu kalt zum Arbeiten mit Epoxy wurde, hatten wir alle Löcher verschlossen. Während das Deck so in die Winterpause ging, überlegten wir, welche Arbeiten wir auch im Winter am Boot durchführen konnten. Davon erzählen wir euch im kommenden Blogpost.

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