2025-07-16 Blogpost #046 Jassy & Felix

Wo sich Nord- und Ostsee treffen

Von Laesø geht es weiter nach Skagen (31 sm), dem nördlichsten Zipfel Dänemarks. Wir sind während des Skagen Festivals da und sitzen natürlich mal wieder kräftigen Wind aus, bzw. müssen dann leider bei über 30 kn Wind noch umparken. Was wir sonst noch so erlebt haben, lest Ihr in diesem Blogpost.

Laesø verlassen wir gegen 6.00 Uhr früh bei strahlendem Sonnenschein. Felix macht diesmal das Ablegen allein, während ich noch mit Jill beschäftigt bin. Während wir hinausfahren, kommen uns einige Fischer von ihrer nächtlichen Tour entgegen. Die Fahrt ist anfangs noch sehr gemütlich und wir weichen ein paar Fischerbojen aus. Unter Autopilot fahren wir 4 kn. Später nehmen Wind und Welle zu, sodass Felix von Hand steuert, denn kurz vor Skagen tauchen auf einmal riesige Frachter und Tanker auf. Die meisten von ihnen liegen vor Anker und scheinen auf etwas zu warten. Umso mehr muss man aufpassen, ob nicht doch ein Riese plötzlich losfährt. Wir müssen auf dem Weg zur Hafeneinfahrt nämlich mitten durch. Sehr beeindruckend, als Miniboot daneben zu fahren. Wir haben den Tipp bekommen, es in Skagen im Hafen des dortigen Segelvereins zu versuchen. Dort gäbe es Möglichkeiten zum Längsliegen und ggf. auch freie Boxen. Im anderen Sportboothafen sei viel Trubel, gerade weil auch das Folkfestival in zwei Tagen starten soll. Dort liegt man zudem im Päckchen oder nutzt einen Heckanker, das wollen wir tunlichst vermeiden. Wir haben Glück und können eine freie Box im Vereinshafen nehmen. Leider hat der Eigner kein Rückkehrdatum notiert, das ist immer etwas ärgerlich. Wir hoffen einfach mal, dass wir bis zu unserer Abfahrt dort bleiben können. Der Hafenteil hier hat ein ganz besonderes Flair. Umgeben von vielen kleinen Fischerbooten und ein paar Sportbooten dominiert vor allem der Anblick riesiger Fischtrawler. Es ist brütend heiß und stinkt nach Industrie. Die Kuchenbude lassen wir diesmal verstaut. Wir wollen heute noch zum Leuchtturm und zur Landzunge „Grenen“. Das Wetter ist gut und der Wind kommt aus Süd, da sollen die Wellen eindrucksvoll aufeinander treffen. Der Weg führt durch typisches Hafengelände, vorbei am anderen Yachthafen. Dort liegen schon einige Boote im Päckchen, die meisten Boote sind wesentlich größer als wir. Auch viele große Motorboote haben festgemacht und liegen protzig da. Überhaupt ist viel los und es herrscht ein einziges Kommen und Gehen, auch auf der Promenade. Wir sind sehr froh mit unserer Entscheidung, im Vereinshafen zu liegen. Weiter geht es Richtung Leuchtturm, vorbei an hohen Dünen und einem alten Leuchtfeuer. Wir kommen kurz vor 17.00 Uhr am Leuchtturm an und der nette Betreiber sagt uns, wenn wir erst um 17.00 Uhr hoch gehen sei es günstiger. So machen wir es und haben den ganzen Turm für uns allein. Die Aussicht ist super, nun können wir auch sehen, durch welche Frachter wir uns unseren Weg gebahnt hatten. Wieder unten, gehen wir am Strand entlang zur Landzunge, wo sich Ost- und Nordsee treffen. Kurz vorher nimmt die Menschenmenge auf einmal deutlich zu, fast schon eine Massenwanderung findet dorthin statt. Wir sehen sogar einen Traktor mit Kutsche, der von einem Parkplatz Leute dort hin fährt. Die Stelle an sich wirkt doch fast unspektakulär, zumindest heute. Würde man es nicht wissen, würde man es nicht unbedingt bemerken. Lustigerweise finde ich genau dort eine Muschelschnecke, den sog. Pelikanfuß, der eine besondere Bedeutung für mich hat. Der Rückweg zieht sich in die Länge, wir merken, dass wir eben doch schon lange auf sind und viel geschafft haben.

Der nächste Tag ist deshalb entspannt und überwiegend am Boot, das Wetter ist sowieso mal wieder bescheiden. Als wir aufstehen, sehen wir direkt auf ein riesiges Kreuzfahrtschiff, das am Aussenkai festgemacht hat. Ein kurioser Anblick, als ob man in eine Hochhauskette blickt. Es handelt sich um die AidaNova, angeblich das derzeit weltweit achtgrößte Kreuzfahrtschiff. Es herrscht ein reges Gewusel verschiedener Tourengruppen und Touris. Gerne würde ich mich an Bord schmuggeln und einmal durch die Buffets schlemmen 😀 Aber ansonsten ist das glaube ich eher keine Reiseform für mich. Als Felix zwischenzeitlich mit Jill verproviantieren (einkaufen) war, musste er einen Teil mit dem Menschenstrom aus dem Kreuzfahrtschiff laufen, was einerseits mit Kinderwagen und Einkauf nervig war und andererseits Fremdscham bei ihm auslöste. Als das Schiff am Abend ablegt, gehe ich an der Kaimauer nach vorn und sehe mir das Fahren aus dem Hafen an. Schon beeindruckend, wie sich der Riese langsam rückwärts aufs offene Meer schiebt. Überhaupt kann man hier richtig viel Schiffsverkehr beobachten, von den Fischern über die Segelboote und die Frachter und Kreuzfahrtschiffe. Sehr spannend. Auch nachts, wenn es ab 23.00 Uhr mal langsam dunkel wird, herrscht eine ganz besondere Stimmung mit den ganzen Geräuschen und Lichtern des Hafens. Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne bei sehr stürmischem Wetter. Wir gehen in die Stadt, heute beginnt auch das Skagen Festival, bei dem viele Folkbands auftreten. Zuvor holen wir bei einer Druckerei noch die Bojenflagge des schwedischen Kreuzer Klubs (SXK) ab, die wir dort gestern in Auftrag gegeben haben. Als Mitglied des Vereins darf man deren ausgelegte Ankerbojen nutzen, was wir uns in Schweden zu nutzen machen wollen. Da wir die Flagge nicht zugeschickt bekommen können, wurde uns kurzerhand eine Datei zum Ausdrucken gemailt. Mittlerweile hat sich der Yachthafen gut gefüllt und es herrscht reges Treiben. Auch die City ist voll und wir schlendern durch ein paar Geschäfte. Auf einem Spielplatz darf sich Jill austoben, während wir den Bands nebenan im Festzelt lauschen. Mittags gehen wir windgeschützt Pizzaessen und zerfließen fast in der Sonne. Hitze sind wir gar nicht mehr gewöhnt! Was uns sofort aufgefallen ist, sind die vielen gelben Fassaden in der Stadt. Fast jedes Haus ist im selben Gelbton gestrichen. Das sieht richtig hübsch aus. Als wir zurückkommen, ist unser Schild an der Box von grün auf rot gestellt worden. Das bedeutet, dass morgen der Eigner zurückkehren wird. Ärgerlich! Gerade jetzt pustet der Wind ordentlich mit über 30 kn, in Böen bis 38 kn, da ist ein Umparken nicht gerade einfach. Glücklicherweise ist auf der anderen Seite des Längssteg noch ein Platz frei. Den wollen wir nehmen bevor er weg ist. Ein Bootsnachbar erklärt sich auf Nachfrage bereit, uns mit seinem Sohn zu helfen. Das ist viel Wert, so können sie unsere Leinen vom Steg aus halten und verhindern, dass wir zu sehr abgetrieben werden. Felix fährt das Boot rückwärts, allerdings klappt es nicht ganz wie geplant, dass wir uns aus der Boxenreihe rückwärts gegen den Wind mit Maschine raus ziehen, da wir vorne an der Leine zu gut gehalten werden. Trotzdem kann Felix das Boot auf die Außenseite des Stegs drehen. Mit lediglich etwas Grünspan vom Holz des Stegs können wir gut festmachen und sind froh, erstmal den Platz sicher zu haben bis wir weiterfahren.

Am nächsten Tag ist es immer noch sehr windig und wir machen einen Ausflug in die Dünenlandschaft zu einer versandeten Kirche. Nur der Kirchturm guckt noch hervor, den man kostenlos besteigen kann. Der Weg hinauf ist nichts für Leute mit Platzangst! Jill bekommt bei unseren Turmbesteigungen in der Trage schnell die Krise, wahrscheinlich ist es aus ihrer Perspektive sehr knapp für ihr Köpfchen. Aber selbst sie schafft es unbeschadet hoch und runter. Oben im Turm haben sich dutzende Schwalben eingenistet und fliegen wild umher. Den Rückweg gehen wir am Strand entlang, hier bekommt man den Wind deutlich zu spüren! Am Spülsaum entdecken wir viele Muscheln, die wir eher von der Nordseeseite her kennen. Und siehe da, wir finden wieder einen Pelikanfuß… und noch einen… und noch einen! An dieser Stelle gibt es so viele, dass wir mit Aufheben gar nicht hinterherkommen. Das hat richtig Spaß gemacht. Abends gehen wir am Hafen Essen und gucken dem Treiben im Hafen zu. Leider ist es nieselig und frisch, von daher bleiben wir nicht allzu lang. Den letzten Tag in Skagen verbringen wir mit Vorbereitungen zur Weiterfahrt und einem weiteren Großeinkauf. Dank Kinderwagen lassen sich Wasserflaschen und Lebensmittel auch über größere Distanzen gut transportieren. Der Einkauf ist nötig, da wir in Schweden in den Schären endlich auch mal vor Anker liegen möchten. Da ist es sinnvoll, wenn man nicht noch mit dem Dinghi einkaufen gehen muss. Wir sind schon sehr gespannt auf Schweden, schließlich wird es für uns alle drei das erste Mal dort sein.

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